Leben
- Authors
- Wagner, David
- Publisher
- Rowohlt Verlag
- Tags
- erfahrungen
- ISBN
- 9783644028111
- Date
- 2013-02-22T00:00:00+00:00
- Size
- 0.46 MB
- Lang
- de
«Wann passiert es schon, daß einem die Verlängerung des
eigenen Lebens angeboten wird?»Der Anruf kommt um kurz nach zwei. Ein
junger, sterbenskranker Mann geht ans Telefon, und eine Stimme sagt: Wir haben
ein passendes Spenderorgan für Sie. Auf diesen Anruf hat er gewartet, diesen
Anruf hat er gefürchtet. Soll er es wagen, damit er weiter da ist für sein Kind?
Er nimmt seine Tasche und läßt sich ins Berliner Virchow-Klinikum
fahren.Von der Geschichte und Vorgeschichte dieser Organtransplantation
handelt «Leben»: von den langen Tagen und Nächten im Kosmos Krankenhaus neben
den wechselnden Bettnachbarn mit ihren Schicksalen und Beichten – einem
Getränkehändler etwa, der heimlich seine Geliebte besucht, oder einem
libanesischen Fleischer, der im Bürgerkrieg beide Brüder verlor. Beim Zuhören
bemerkt er zum ersten Mal, daß auch er schon ein Leben hinter sich hat. Und da,
in seinem weißen Raumschiff Krankenbett, unterwegs auf einer Reise durch
Erinnerungs- und Sehnsuchtsräume, kreisen die Gedanken: Wen hat er geliebt? Für
wen lohnt es sich zu leben? Und welcher Mensch ist gestorben, so daß er weiter
leben kann, möglicherweise als ein anderer als zuvor?David Wagner hat
ein berührendes, nachdenklich stimmendes, lebenskluges Buch über einen
existentiellen Drahtseilakt geschrieben. Ohne Pathos und mit stilistischer
Brillanz erzählt er vom Lieben und Sterben, von Verantwortung und Glück – vom
Leben, das der Derwisch eine Reise nennt.«David Wagner berührt die ganz
großen Fragen. Was heißt es, auf der Welt zu sein? Was ist das Leben?»Dirk
Knipphals, die tageszeitung
*****Klar, der Leser muss mit dem Autor ins Krankenhaus. Ärzte,
Schwestern und sonstiges Personal über sich ergehen, den Tag im Bett
vorbeiziehen lassen. Sich unzählige Patientengeschichten anhören und Arten, ums
Leben zu kommen. An sich wäre das genauso öde, wie in echt krank zu sein. Wenn
nicht David Wagner immer wieder Fragen stellen würde, die ich mir jedenfalls
noch nie gestellt habe. Wenn er seine neue Leber anspricht: "Und du, Organ,
gehörst jetzt wirklich mir? Wem gehört ein transplantiertes Organ? Wurde es mir
geschenkt, oder gehört es weiterhin Eurotransplant, der Klinik oder der
Krankenkasse?" . Der Autor ist tatsächlich transplantiert, es bleibt aber
unklar, ob es sich um seine autobiographischen Notizen handelt oder um
Gedankenspiele im Krankenbett. Der Roman ist im wahrsten Sinne des Wortes
klinisch, auch klinisch rein, die Welt der Kranken halt. Und er ist ein
Stückchen coole, lakonische Literatur. Klasse, dass das Buch auf der Leipziger
Messe ausgezeichnet wurde, sonst hätte ichs nicht gelesen. Vor lauter Angst vor
mitleidheischender Betroffenheitsprosa. Davon ist "Leben" aber so weit entfernt
wie vom Tod.