[Die Katze 16] • Mordsache Schneevögel

Ein kühler Wind blies durch die Halle des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Am hinteren Ende der Bahnsteige rieselten Schneeflocken auf die Steinplatten.

Einige Dutzend Reisende warteten am Gleis sieben auf den Intercity, der in wenigen Minuten einfahren und sie nach Hamburg bringen sollte. Unter ihnen ein Mann in dunkelblauem Wintermantel, der den Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Nervös verlagerte er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder sah er voller Ungeduld auf die Anzeigetafel mit der Uhr, als könnte er dadurch die Ankunft des Zuges beschleunigen.

»… eine Durchsage für die Reisenden, die auf den Intercity ›Hanseat‹ von Stuttgart nach Hamburg, planmäßige Abfahrt um 14.23 Uhr, warten. Die Abfahrt verzögert sich voraussichtlich um zehn Minuten …«

Die Stimme des Ansagers war noch nicht ganz verklungen, als der Mann wütend in seine Manteltasche griff und eine Packung Zigaretten herausholte. Mit einer unbeherrschten Handbewegung riß er sie auf und nahm sich eine Zigarette heraus. Einen Augenblick später stellte er fest, daß er keine Streichhölzer hatte.

Er wandte sich um und bat die beiden jungen Männer, die hinter ihm standen, um Feuer. Einen Augenblick später nahm er den ersten tiefen Zug von seiner Marlboro – nicht ahnend, daß er seinen Mördern in die Augen gesehen hatte …