Kehraus

Kehraus
Authors
Ranzenberger, Klaus
Publisher
Pustet Anton
Tags
roman-krimi
Date
2014-12-03T22:00:00+00:00
Size
0.61 MB
Lang
de
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Jetzt ist es also schon wieder passiert. Obwohl ich mehr oder weniger versprochen hatte, meinen Figuren Derartiges nicht mehr zuzumuten.

Das beschauliche Biotop, in dem ich sie angesiedelt habe und das nicht zufällig eine gewisse Ähnlichkeit mit jenem aufweist, in dem ich selbst aufwachsen durfte, wird erneut heimgesucht von zwielichtigen Elementen, schon wieder wird es kriminell in der sonst so idyllischen Provinz.

Doch glauben Sie mir, mich trifft keine Schuld. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, mit der ganzen Sache nichts zu tun zu haben. Es entspricht zwar sonst nicht meiner Art, mich aus der Verantwortung zu stehlen, und genau genommen könnte man argumentieren, dass ja schließlich ich es war, der den Stein ins Rollen gebracht hat. Immerhin hab ich ihn erfunden, den Onkel Franz. Und all die anderen. Was mich ein bisserl zum Vater meiner Protagonisten macht, sie damit gleichsam zu meinen Kindern.

Jo na eh. Aber sie sind mir entglitten. Haben sich, nachdem ihre Art und Persönlichkeit Form angenommen hatten, selbstständig gemacht und ihr Eigenleben entwickelt. Vor allem er selbst, der geschätzte Onkel. Grundsätzlich von angenehmem, ausgeglichenem Charakter, ist ihm eine derart ausgeprägte Sturheit eigen, welche es mir schon seit Längerem unmöglich macht, sein Handeln zu beeinflussen. Und so nimmt sie also ihren Lauf, die folgende Geschichte, und degradiert den Autor selbst zum hilflosen Beobachter.

Na ja, zugegeben, ganz so ist es dann auch nicht. Wovon ich mich nämlich nicht völlig distanzieren kann, ist der Fokus, den dieses Buch auf die Befindlichkeiten der Kleinstadt-Bourgeoisie legt.

Denn die sind einzigartig. Sind so weder im kleinen Dorf noch in der Großstadt zu finden. Derartiges gedeiht nur im Semi-Urbanen. Auf den kommenden Seiten werden Sie, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, schnell merken, was ich damit meine.

Beim Onkel Franz entschuldige ich mich an dieser Stelle vorsorglich für alle Unannehmlichkeiten, welche ihn womöglich gleich heimsuchen werden, der interessierten Leserschaft wünsche ich viel Vergnügen!