MOLT oder Der Untergang der Meltaker

MOLT oder Der Untergang der Meltaker
Authors
Meinhold, Gottfried
Publisher
Hinstorff Verlag
Tags
roman
Date
1986-09-15T00:00:00+00:00
Size
0.38 MB
Lang
de
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»Als die Meltaker nach fünfzig Jahren auch der zweiten Invasion der Vesaler und ihrer Bundesgenossen unterlegen waren und in ihre zertrümmerten Städte in der Ebene aus dem Gebirge, das ihnen Zuflucht gewährt hatte, zurückkehrten, bemächtigte sich ihrer eine lähmende Tatenlosigkeit ... Nach dem zweiten Krieg mieden die Männer der Meltaker ihre Frauen jahrelang; es war die Übermacht ihrer Trauer, denn sie konnten es nicht über sich bringen, die Feinde, die ihre Städte zerstört hatten, für Tiere zu halten, da sie wie Menschen aussahen und Sprache besaßen. Die Unbegreiflichkeit des Menschenwesens lähmte sie auf Jahre hinaus.«

Eine Legende. Ebenso wie die über den dritten Krieg.

»Als die alliierten Feinde sich nicht mehr damit begnügten, die Städte zu zerstören, sondern die Geflohenen in ihre Schlupfwinkel im Gebirge verfolgten, um sie zu töten, hatten sich die Meltaker, als sie sahen, daß weder Gnade noch Entkommen war, selbst entleibt, alle.« So lesen sich alte Geschichten. Molt kennt sie inzwischen auswendig. Vor Jahren schon hatten sie ihn beschäftigt. Und vor Jahren schon war der Entschluß in ihm gereift, sich mit dem Schicksal des legendären Volkes der Meltaker zu beschäftigen. Damals ahnte er noch nicht, wie schwer es für ihn werden sollte, dieser Aufgabe nachzukommen. Molt fühlt sich außerstande, die Arbeit zu beenden. Dieses Volk, dessen Untergang in den Legenden immer wieder auftaucht, starb — an seiner Friedfertigkeit. Für Molt stellen sich damit Fragen prinzipieller Art, die auf den Sinn des Lebens und des Menschendaseins hinzielen. Er, der bürgerliche Wissenschaftler, weiß keine Antwort. Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges verschmelzen in dieser Erzählung, die irgendwo im Mittel- oder Südamerikanischen angesiedelt ist und utopisch-fiktive Züge trägt.