Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam
Authors
Berthold, Will
Publisher
Bastei/Lübbe Verlag
Tags
roman
ISBN
9783404113576
Date
1991-02-15T00:00:00+00:00
Size
0.68 MB
Lang
de
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"Monster in Menschengestalt" titelte die "Neue Zeit"

1946, als der Fall Bruno Lüdke nach dem Ende der Nazizeit langsam ans Licht kam.

1950, in einem Artikel in "Der Spiegel" über Kriminalfälle der NS-Zeit, aber

wurde er dann erstmals aufgerollt. Noch sehr viel ausführlicher dargestellt, mit

erstaunlichem Fotomaterial, wurde diese historische Kriminalgeschichte des

weiteren 1956/1957 in der Zeitschrift "Münchner Illustrierte", in einem

"Dokumentarbericht" in Fortsetzungen. Verfaßt hatte die Story, nach

Original-Polizeiakten, der Autor und Journalist Will Berthold, unter dem Titel

"Nachts, wenn der Teufel kam". Der Stoff wurde noch 1957 von dem Remigranten

Robert Siodmak unter demselben Titel mit Mario Adorf in der Titelrolle verfilmt

und 1958 mit zehn Bundesfilmpreisen ausgezeichnet.Aus heutiger Sicht erweißt

sich der Fall Bruno Lüdke als historische Phantomatisierung eines Serienmörders.

Umfangreiche Aktenuntersuchengen haben ergeben, dass die Geständnisse in den

vielen Fällen von dem geistig Behinderten Lüdke erpresst worden sind.1908 in

Berlin geboren, galt Bruno Lüdke bereits vor seiner Verhaftung als Außenseiter

der Gesellschaft: Wegen kleinerer Diebstähle vorbestraft, war er vom

Erbgesundheitsgericht in Berlin 1939 als unzurechnungsfähig erklärt und zur

Unfruchtbarmachung verurteilt worden. Als er dann im März 1943, im Alter von 35

Jahren, unter dringendem Tatverdacht des Mordes an einer Witwe in Köpenick von

dem Berliner Kriminalkommissar Heinrich Franz festgenommen wurde, soll er

während des Verhörs 20 weitere Morde und im Verlauf der viermonatigen

Untersuchungen durch eine Berliner Sonderkommission nochmals 31 Morde

(überwiegend an Frauen) im Zeitraum zwischen 1924 und 1943 an etwa 40

verschiedenen Tatorten gestanden haben.Bereits 1943 hatte die Hamburger

Kriminalpolizei eine Reihe von diesen Geständnissen, die den Norddeutschen Raum

betrafen, eindeutig widerlegt. Ein offizieller Geständniswiderruf wurde aber

verhindert, da man bereits Himmler und Goebbels mittels Lichtbild- und

Filmdemonstrationen von dem großen Erfolg berichtet und Goebbels gar die

"Vierteilung der Bestie" angedroht hatte.Bruno Lüdke wurde isoliert und

alsbald nach Wien überführt, wo man ihn extremen kriminalmedizinischen und

kriminalanthropologischen Untersuchungen unterzog. Auf ungeklärte Weise

(wahrscheinlich durch Luftinjektion) ist Lüdke im April 1944 im Polizeigefängnis

in Wien gestorben.Die vorliegende Publikation NS-Kriminologie und

Entartungstheorie und dokumentiert das Entstehen eines Phantasmas: Die

Mythisierung Bruno Lüdkes zum berüchtigtsten deutschen Serienmörder.