Bären im Kaviar

Bären im Kaviar
Authors
Thayer, Charles W.
Publisher
Scherz Verlag
Tags
roman
ISBN
9783502107392
Date
1974-06-30T22:00:00+00:00
Size
0.30 MB
Lang
de
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Wie bringt man den Inhalt von 40 Möbelwaggons unter, solange das Haus dafür noch kein Dach hat? Was macht man mit dem Seelöwen Ljuba, der, anstatt die russischen Gäste zu amüsieren, watschelnd in der Küche landet? Und wie rettet man die kalten Platten vor dem Koch, der auf der Anrichte vor Angst schreiend auf- und niederhüpft? Oder wie soll man den tobenden General Yegorow beschwichtigen, nachdem ihm ein Bärenbaby den orden- und bändergeschmückten Rodt verunreinigt hat? — Auf einem Bankett will Woroschilow über Polo informiert werden, während der amerikanische Gastgeber Bullitt ihn eigentlich nach einem schönen Ferienort fragen ließ — »...und man hat Hunger, und die Hand mit dem Kaviarbrötchen stoppt immer wieder kurz vor dem Ziel, und man übersetzt ...«

Das sind so die Sonderaufgaben des amerikanischen Legationssekretärs in Rußland, Charles W. Thayer, die er nur bewältigen konnte, weil er in der ganzen Welt das beste diplomatische »Mädchen für alles« war — und im Nebenberuf Humorist. 

Sein Bericht zeigt witzig und geistvoll, was am Rande der großen Politik in den entscheidenden 10 Jahren vor dem 2. Weltkrieg und nach seinem Beginn geschah, und man erfährt allerlei Komisches über manches »große Tier« der damaligen Jahre. Aber auch trübe Schlaglichter wischen zuweilen das vergnügliche Schmunzeln fort: 1937 ist die große russische Säuberungsaktion in vollem Gange, »und mancher russische Freund kehrt uns plötzlich den Rücken«. — Der legendäre baltische Baron Steiger streicht sich auf der Heimfahrt nach einem diplomatischen Empfang fröstelnd über Kopf und Nacken. »Dies Wetter ist gefährlich — tückisch.« Am nächsten Tag fehlt er auf einer Botschaftsfeier. Genickschuß. —

Die festefreudigen russischen Jahre bis zum Krieg werden abgelöst durch Ausweisung, Fluchtzeiten, neue Aufgaben in Persien, Afghanistan, Deutschland und England. Es sind auch für Diplomaten Zeiten voller Gefahren. »Da, Master, flemde Männer, Mölder, Läuber«, warnt mehr als einmal der treue japanische Koch Yang. Aber Charles W. Thayer wird »mit der ganzen Welt blendend fertig« — nur Fußballspielen hegt ihm nicht —, und immer behält sein herrlicher Humor die Oberhand.