Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos
Authors
Brin, David
Publisher
Heyne, Wilhelm Verlag
Tags
roman-science fiction
ISBN
9783453133273
Date
1998-04-15T00:00:00+00:00
Size
0.88 MB
Lang
de
Downloaded: 253 times

Vor Jahrtausenden machte sich Lysos mit einigen

Gefolgsleuten auf die Reise ins All, um eine neue Form der menschlichen

Gesellschaft zu gründen. Sie veränderte ihre Nachkommen derart, daß Frauen zwar

männliche Spermien als Stimulation benötigen, die Nachkommen jedoch genetisch

mit den Müttern identisch sind. Hormonell gesteuert werden jedoch in den

Sommermonaten die Kinder noch auf "konventionellem" Weg erzeugt, so daß ein

steter Nachwuchs an Söhnen bzw. genetisch von den Müttern verschiedenen Töchtern

gewährleistet ist und in einem subtilen Gleichgewicht die Generationen

überdauert hat -- da der Rest der Menschheit nichts über diese "Kolonie" weiß,

konnte sie sich zudem ungestört von äußeren Einflüssen entwickeln.

Die Frauen bilden sogenannte Clans, die eine bestimmte Nische in der

Gesellschaft besetzen und eine spezielle Aufgabe erfüllen. Können und Tradition

wird über die Generationen hinweg an die Klone weitergegeben, die als

minderwertig angesehenen "Sommergeburten" müssen jedoch die Heimat verlassen und

sich auf die Suche nach einer neuen Nische machen bzw. einem anderen Clan als

Hausangestellte dienen. (Männer stehen noch weiter unten auf der sozialen

Leiter, und werden eher als notwendiges Übel angesehen.)

Die Zwillinge Maja und Leie sind solche Sommergeburten -- oder "Vars" wie sie

auch genannt werden. An ihrem fünften Geburtstag stratinischer Zeitrechnung

müssen sie ihren Clan verlassen und sich dem harten Leben stellen. Sie sind voll

von Hoffnungen, daß sie eines Tages zusammen einen neuen Clan gründen werden ...

aber bereits am Hafen, als kein Schiff bereit ist sie mitzunehmen, werden die

beiden mit ersten Schwierigkeiten konfrontiert. Zum erstenmal seit ihrer Geburt

getrennt, besteigen sie verschiedene Schiffe eines Konvois und lernen, was es

heißt zu schuften. In einem schweren Sturm kentert Leies Schiff und auch Maia

kann sich nur mit letzter Not retten. Nach ihrer Genesung beginnt sich Maia

langsam in ihr Schicksal zu fügen, als sie auf ihrer weiteren Reise zufällig

Zeuge des Handels mit einer neuartigen und revolutionären Droge wird. Fortan

befindet sie sich auf der Flucht vor den Häschern, wird jedoch schließlich

gefangen genommen. In ihrem Gefängnis lernt sie einen Mann von der Erde kennen,

der den Planeten entdeckt und mit der Regierung Verhandlungen über einen

(Wieder-)Eintritt in das Handelssystem der von Menschen bewohnten Planeten

geführt hat -- dann allerdings von einer politischen Gruppe entführt und hierher

verfrachtet worden ist. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht, was aber eigentlich

erst den Anfang der weiteren Abenteuer darstellt. Sie sind geprägt von neuen

Freunden, die sich kurz darauf als genau das Gegenteil herausstellen, und von

Rätseln, die Maia nach großen Anstrengungen zu lösen vermag.

Dies ist auch der Punkt, an dem das Buch beginnt durchschnittlich zu werden:

wo anfangs die Idee zu solch einer Gesellschaft fasziniert, flacht das Buch

gegen Ende hin zu einer normalen Abenteuerstory ab, in der eine heranreifende

Jugendliche langsam zur Frau wird und es versteht, durch enormes Geschick für

logische Rätsel immer wieder einen Ausweg zu finden. Vor allem der Schluß ist

meines Erachtens überflüssig, wenn auch - als positiver Punkt anzumerken - die

von mir erwartete Wende am Ende ausbleibt.

Urteil: Wie Brin im Anhang anmerkt, liegt sein Hauptaugenmerk bei

diesem Buch zum einen in den Folgen solch einer von Frauen bestimmten

Gesellschaft, zum anderen aber auch in dem oft vorkommenden "Spiel des Lebens"

(eigentlich eine Variante der "Life"-Simulation zum Voraussagen der Entwicklung

einer Zivilisation ... allerdings als Spiel zwischen zwei Personen, bei dem es

darauf ankommt, die Zivilisation des Gegners auszulöschen). Das Szenario ist

äußerst gut durchdacht und in sich stimmig; auch die verschiedenen Konsequenzen

eines Eingriffs in solch eine Gesellschaft (wie es die verschiedenen politischen

Gruppierungen fordern, von denen Maia und der "Sternenmann" benutzt werden)

werden beleuchtet.

Wie gesagt verliert das Werk im weiteren Verlauf an Niveau, doch bleibt es

auch weiterhin eine flotte Abenteuergeschichte - wie es sich gehört mit einer

überdurchschnittlichen Portion Glück der Protagonistin. Alles in allem

empfehlenswert, es dürfte eigentlich für jeden etwas dabei sein. --Oliver

Faulhaber