Letzter Aufzug, Genossen!
- Authors
- Schaaf, Norbert F.
- Publisher
- EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig
- Tags
- roman-historisch
- Date
- 2013-09-16T00:00:00+00:00
- Size
- 0.37 MB
- Lang
- de
Der History-Roman „Letzter Aufzug, Genossen!“ beschreibt eines der bedeutendsten und abenteuerlichsten historischen Kapitel der deutschen Geschichte: die Tage vor der Maueröffnung im Herbst 1989 in Ost-Berlin, die zur deutschen Einheit führten. Spannende, absonderliche und prickelnde Episoden: Ein wehrerziehender Oberlehrer mit Märchenauge nimmt den Fahnenappell der Schülerinnen und Schüler ab; En-Vau-A und Betriebskampfgruppen üben strikten Schießbefehl; Rotkäppchen füllt den Bauch des Wolfs mit Akten und Tonbändern; polnische fliegende Händler huldigen schon der freien Marktwirtschaft, da kubanische Studenten noch der reinen planwirtschaftlichen Lehre nachlauschen; der Arbeiter- und Bauern-Adel spielt große Welt, die Parteibonzen führen das Leben von mondänen Fürsten mit abscheulichen Sexspielen und Drogenkonsum, wobei sich in der Wandlitzer Walddatsche ein Sexualmord ereignet; wer den großen Räuber lebendig liefert, fragt sich Schillers Leipziger-Karl; ein Devisen anschaffender Doktor gedenkt sich im November 1989 „ein wenig freizumachen“, während vor der „Schwulenparade“ die Staatssicherheit sich anschickt, die Küche einer Bürgerin zu verlassen. Das sind nur einige der eigentümlichen Realitäten, die in dem historischen Drama Gestalt annehmen. Alle sind sie (noch) Bürger der DDR, dieser einfarbig beherrschten SED- & Blockflöten-Provinz, deren letzte dreißig Tage vor Mauerdurchbruch erzählt werden. Gut 40 Jahre real existierender Sozialismus haben die Menschen zum Teil auch seelisch-geistig enteignet: sie gleichen den leeren Regalen in den sogenannten Konsum-Läden. Doch die Sonne der Avantgarde des Sozialismus in der sogenannten Übergangsepoche vom Spätkapitalismus in den Kommunismus geht unwiderruflich unter, während die Führungskader der Staatspartei ewig stur gebetsmühlenartig ihre alten Versprechungen vom Paradies auf Erden herunterleiern. Die sich feudal gebärdenden Pseudo-Zaren beschwören noch das Morgenrot, derweil `ihr´ Volk in der Abenddämmerung bereits seit langem für Reise-, Meinungs- und Lebensfreiheit demonstriert. Heute – ein Vierteljahrhundert nach Vereinigung in Freiheit, da sich der Erinnerungsbedarf steigert – drohen alte, aber auch neue Unrechtszustände und deren betroffene Opfer rasch der Vergessenheit anheim zufallen – verdrängt durch menschliche Bequemlichkeit, rasch um sich greifendes Anspruchsdenken und verklärende Nostalgieduselei.
Eine köstliche Gesellschaftssatire à la Luis Bunuel, in der die DDR-Bonzen von
Wandlitz sich wie Feudalherren gebärden – voller gesellschaftspolitischer und
erotisch-frivoler Anspielungen und Anzüglichkeiten. Während ein paar coole
Oberschüler unvermittelt in Schillers RÄUBER auf einer maroden Bühne in einem
maroden Land stehen und dadurch Deutschlands bekanntestes und berüchtigtes
Bauwerk einzureißen helfen.