Hard-boiled / Hard Luck · 2 Erzählungen
- Authors
- Yoshimoto, Banana
- Publisher
- Diogenes Verlag
- Tags
- erzählungen
- ISBN
- 9783257606720
- Date
- 2017-03-30T00:00:00+00:00
- Size
- 0.46 MB
- Lang
- de
›Hard-boiled‹ meint: sich in der Auseinandersetzung mit dem Tod, der Trauer, ein dickes Fell zulegen. Und ›Hard Luck‹: Wer kann behaupten zu wissen, was Unglück ist und was Glück – wohl nur der Betroffene selbst. Zwei Erzählungen über die Schuld, aber auch die Unvermeidlichkeit des Verlassens. Und über die Kunst des Loslassens. "
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Die japanischen Haiku fangen in wenigen Silben einen Moment, eine Stimmung ein, wobei Natur und Jahreszeiten eine entscheidende Rolle spielen. In Yoshimotos Erzählungen legt sich der Herbst auf die Seelen der Figuren, es geht um Abschied, Verfall, Tod. Aber auch um kleine Hoffnungsschimmer, Momente des Glücks, manchmal in der Wirklichkeit, oft in einer Traumwelt.
*Hard-boiled* ist eine fiebrige Fantasie, "eine Mischung aus Traum und Erinnerung", die eine Frau während einer Nacht im Hotel durchlebt. Es treten auf: ihre verstorbene Geliebte Chizuru -- schon zu Lebzeiten nicht ganz von dieser Welt --, eine zum Inventar des Hotels gehörende Selbstmörderin, in einer Nebenrolle die hinterhältige Stiefmutter. Trotz dieses Spuks findet die Icherzählerin "lebendige Menschen viel gruseliger" und hat immer noch Chizurus Rat im Ohr: "Bleib hart, leg dir ein dickes Fell zu, und leb dein Leben hard-boiled." Zumindest nach außen, denn in dieser Nacht schlägt die Stunde der Wahrheit und verdrängte Gefühle brechen sich Bahn.
*Hard-boiled* erzählt vom Leben nach der Katastrophe, *Hard Luck* von der Katastrophe selbst. Eine lebenslustige Frau fällt ins Koma, ihr Tod ist nur eine Frage der Zeit. Allen Beteiligten macht das "merkwürdige Zwischenstadium" zu schaffen, vor allem der Schwester, die sich in einen Bekannten der Sterbenden verliebt. Widersprüchliche Gefühle werden auch beim Leser wach. Während *Hard-boiled* eine gewisse Spannung hält, kommt das Liebe-ist-stärker-als-der-Tod-Motiv in der zweiten Geschichte etwas gar hemdsärmlig daher. Da hilft es auch nicht, wenn die Tränen "wie Spatzenschisse" hervorbrechen.
Wie immer bei Yoshimoto kann man sich streiten, ob das nun gut gemachter Kitsch oder "wunderbar subtile, wundersam verstörende" (*Stern*) Literatur ist. Nicht-Fans sind mit einer Haiku-Sammlung womöglich besser bedient. *--Patrick Fischer*