Schweineöde

Raimund W. Kuballa, der 24-jährige Antiheld dieses Ost-West-Romans, zieht 1991 von Bonn-Bad Godesberg in den Berliner Arbeitervorort Oberschöneweide, ob seiner Trostlosigkeit auch spöttisch Schweineöde genannt. Hier forscht Kuballa mit der schnöseligen Arroganz des reichen Antibourgeois aus dem Westen nach seiner Idee der ostdeutschen Identität, und bald führt er seinen Kampf gegen die Verdrängungsleistungen in der Ost-Gesellschaft, gegen Stasi-Vergessenheit und Ostalgie. Jedoch zeigt sich, dass Kuballa selbst in der Verfolgung seiner privaten Interessen recht heimtückisch vorgeht; und auch seine ganz persönliche Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit nimmt immer groteskere Züge an. Carsten Otte, selbst Anfang der 90er von Bonn nach Oberschöneweide gezogen, hat mit seinem Debütroman eine sehr lesenswerte Satire auf die deutsche Einheit vorgelegt. Otte erzählt flüssig und präzise, und seine Geschichte über den selbst moralisch völlig haltlosen Jung-Wessi, der ziemlich blindlings der ostdeutschen Gesellschaft der Spiegel vorhalten will, bietet viel Komik und ist vielschichtig angelegt.