Waldprinz

Waldprinz
Authors
Schmitt-Egner, Isabell
Tags
roman-fantasy
Date
2019-11-29T08:00:00+00:00
Size
0.98 MB
Lang
de
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Zwei Prinzessinnen - zwei Rivalinnen - eine davon ist bereit, zu töten Prinzessin Jorina trifft sich mit ihren Freundinnen an einem Abend im königlichen Schloss. Die Grafentochter Liranda drängt eines der Mädchen zu einer lebensgefährlichen Mutprobe, aber Jorina springt für sie ein und wendet das Unglück im letzten Moment ab. Aber nun muss Jorina eine Aufgabe übernehmen und Liranda verlangt, dass Jorina den Stallknecht küsst. Dieser ist wider Erwarten kein hässlicher Kerl, sondern ein hübscher Junge, der sich von der Grafentochter nichts befehlen lässt. Erzürnt veranlasst Liranda, dass der junge Mann an ihren Vater verkauft wird und damit ab jetzt ihr dienen soll. Jorina will den Stallknecht vor der selbstsüchtigen Prinzessin retten und findet heraus, dass Liranda bereit ist, für ihre Ziele zu töten. Aber niemand will Jorina glauben und Liranda scheint mühelos mit ihren Intrigen davonzukommen ... ****Der Stalljunge steckte das Messer mit einer geschickten Bewegung zurück in seinen Gürtel.»Was kann ich für Euch tun, Hoheit?«, fragte er. Seine Stimme klang jung, aber klar und bestimmt.»Das ist doch wirklich albern, Lira«, sagte Jorina. »Schaut euch an, was tun wir hier eigentlich?«»Ach, auf einmal ist es albern? Kaum bist du dran, ist das Spiel albern? Aber wir mussten unseren Teil einlösen. Schon verstanden. Nur unsere Pfirsichprinzessin hat eine Ausrede nach der anderen.« Liranda trat einen Schritt näher an den Jungen heran. »Wie alt bist du, Knecht?«Der Stallbursche antwortete nicht.»Was wünscht Ihr, Hoheit?«, fragte der Junge wieder an Jorina gewandt. Er musste wissen, dass sie die Tochter des Hauses war und die anderen nur ihre Gäste. Erstaunlich, aber er ignorierte Liranda komplett. Vielleicht aus Wut, weil sie ihn getreten hatte? Dazu hatte er eigentlich kein Recht.»Ich wünsche …« Jorina schielte kurz nach links zu den teils hämischen, teils verunsicherten Mienen ihrer Gefährtinnen. »Ich wünsche, dass du einfach kurz dort stehenbleibst.«Er blinzelte nicht, in seinem Gesicht gab es keinerlei Regung, kein Zeichen der Überraschung. Jorina schätzte sein Alter auf siebzehn bis neunzehn, also so wie sie selbst.Für einen Stalljungen war er hübsch, hatte gleichmäßige Gesichtszüge. Ihr fiel auf, dass sein Hemd sauber aussah. Sie machte einen zögerlichen Schritt auf ihn zu. Es hätte schlimmer kommen können. Sicher hatte Liranda mit einem nach Pferdemist stinkenden Krüppel gerechnet. Und was war schon groß dabei? Der Junge musste tun, was sie wollte. Er gehörte ihrem Vater, also auch ihr. Sie konnte es tun, und dann als Siegerin wieder hinausgehen. Wenn der Junge redete, würde ihm das schlecht bekommen.Sehr schlecht.Jorina tat die letzten zwei Schritte, die sie brauchte, um ihm nahe genug zu sein. Er wich nicht zurück, schaute sie nur mit seinen klaren Augen an. Die Farbe konnte sie nicht erkennen in diesem Licht. Aber es waren schöne Augen. Ein sanfter Duft nach Heu und Leder ging von ihm aus. Es roch angenehm.»Jorina weiß nicht, wie man küsst.« Liranda kicherte.Miststück.Jorina bebte innerlich. Das hatte sie extra gemacht. Sogar vor dem Stalljungen musste Liranda sie noch blamieren. Dabei konnte es ihr egal sein, was dieser Tölpel über sie dachte. Aber das Schlimmste war, dass Liranda recht hatte. Jorina wusste nicht, wie man küsste.