Der Polyp · Sowjetische Satiren und Grotesken

Der Polyp · Sowjetische Satiren und Grotesken

„Das Wichtigste an einer Satire ist der tiefe, mächtige Gedanke, der das gesellschaftliche Sein bis zum Kern durchdringt, bis zur Wahrheit, und dem sich alles übrige unterordnet. Die Satire muß Zähne und Krallen besitzen, muß als Pflug den Erdboden tief aufreißen, damit künftig das Korn unseres Lebens darauf gedeihe, und darf nicht etwa nur das Unkraut an der Oberfläche glätten. Die Satire bleibe die große Kunst des Verstandes und des zornigen Herzens, die Liebe zum wahrhaften Menschen, der Anwalt des Menschen. Spaß um des Spaßes willen hingegen, großtönendes Wortgeklingel oder einlullendes, gleichgültiges Gespött sind keine Satire.“

So verallgemeinerte der sowjetische Schriftsteller Andrej Platonow 1937 das Grundanliegen echter Satire. Dieser Gedanke durchdringt auch die vorliegenden dreizehn sowjetischen Erzählungen aus den Jahren 1920-1976.

Unbekannt bei uns dürfte sein, daß Maxim Gorkis Szenarium für das Theater „Aktivist Phrasenkow“ (1920) eine der ersten Satiren der Sowjetliteratur ist. Es gehört neben den frühen Satiren und Grotesken von Ilja Ehrenburg, Michail Bulgakow, Fjodor Gladkow, Andrej Platonow, Ilja Ilf und Jewgeni Petrow und den neuen Gegenwartssatiren von Alexander Wolodin, Wassili Schukschin und Bulat Okudshawa zu den zehn DDR-Erstveröffentlichungen des Bandes. Dazu kommen Nachdrucke von Michail Sostschenko, Valentin Katajew und Daniil Granin.