Rot auf seinen Lippen

„ Also, bist du eine Hexe?“

„Das kommt darauf an“, sagte Lars und lehnte sich noch ein bisschen weiter vor* .

Valerian hatte gedacht, der Junge sei schüchtern, sogar ängstlich, aber das war ganz und gar nicht der Fall. Oder vielleicht hatte Valerian in den letzten fünfzig Jahren etwas von seiner Schärfe verloren und sah nicht mehr so furchterregend aus.

„Worauf?“

„Brauchst du eine Hexe?“, fragte Lars spitz, wobei er das Du betonte.***

Das Letzte, was Valerian bei der Inspektion seines Bordells zu sehen erwartete, war ein wildes, hübsches Ding, mit Blut auf den Lippen. Und aus irgendeinem Grund kann er den Blick nicht von dem Jungen abwenden oder ihn dort versauern lassen.

Die Lösung des Problems besteht darin, ihn mit nach Hause zu nehmen, ihn einzustellen und ihn jeden Abend in seinen Salon zu rufen, wobei Valerian sich einzureden versucht, der Junge wäre nur hier, um seine Langeweile zu vertreiben. Man sagt, der Junge sei eine Hexe, und wenn Valerian ihn im Kerzenlicht betrachtet, glaubt er das. Wie sonst könnte er sich sein impulsives Verhalten erklären? Seine wachsende Zuneigung zu Lars, die Gefühle, die in seiner Brust so stetig wuchsen?

Lars sollte Valerian Wilk hassen, schließlich ist er im Bordell des Vampirs gelandet, weil sein Stiefvater ihm Geld schuldete. Aber sobald Valerian Wilk den Raum betritt, erwacht etwas in ihm und drängt ihn dazu, sich dem Mann zu nähern. Seine Frechheit gegenüber dem Bordellbesitzer zahlt sich aus, denn er wird umgehend in Wilks Stadthaus gebracht, um dort als Gärtner zu arbeiten. Aber das ist nicht alles, was er tut. Jeden Abend sitzt er mit Lord Wilk im Salon und unterhält sich mit ihm. Schon bald beginnt er sich auf diese Stunden der Zweisamkeit zu freuen und seine Gefühle für den gutaussehenden Vampir wachsen. Aber empfindet der Lord des Hauses genauso? Würde er überhaupt jemanden wie Lars an seiner Seite und in seinem Bett wollen?