Allein und doch nicht einsam
- Authors
- Joseph, Helen
- Publisher
- Rowohlt Verlag
- Tags
- biographie & autobiographie
- ISBN
- 9783499159282
- Date
- 1990-03-15T00:00:00+00:00
- Size
- 0.44 MB
- Lang
- de
Sie war 51, als ihr politisches Leben begann. Noch mit 77 wanderte sie ins Gefängnis, weil sie sich weigerte, als Zeugin der Anklage gegen Winnie Mandela auszusagen.
Sie wurde verhaftet, gebannt, eingesperrt und fast ein Jahrzehnt unter Hausarrest gestellt – ihr Mut, sich für den schwarzen Befreiungskampf einzusetzen, konnte
durch keine Schikane des südafrikanischen Regimes
gebrochen werden.
1905 wurden Helen Joseph in England geboren. Als
Lehrerin ging sie nach Indien und kam 1930 nach
Südafrika, wo sie noch im gleichen Jahr heiratete und ein Leben führte, das aus Bridge, Tennis und Reiten bestand.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie Offizier der südafrikanischen Luftwaffe.
Als sie nach dem Krieg für die Textilarbeiter-
Gewerkschaft arbeitete, schärfte sich ihr Blick für die unwürdigen Lebensbedingungen der Schwarzen. Sie
unterstützte den schwarzen Widerstand gegen die Bantu-Erziehung und gehörte zu den wenigen Weißen unter den 156 Angeklagten des Hochverratsprozesses, der nach fast fünfjähriger Dauer 1961 mit einem Freispruch für alle Angeklagten endete.
1963 wurde ihr Zuhause ihr Gefängnis: Sie war die erste Person, die unter Hausarrest gestellt wurde. Sie verlor ihre Arbeit, und die weiße Gesellschaft strafte sie mit Beschimpfungen, Todesdrohungen und Anschlägen auf
ihr Leben, dafür, daß sie sich durch eine wie sie verraten fühlte. Helen Joseph selbst hingegen war schmerzlich bewußt, daß sie als Weiße selbst im Gefängnis noch
Privilegien genoß, von denen ihre schwarzen Brüder und Schwestern, die mit ihr eingesperrt waren, nur träumen konnten: «Im Laufe der Jahre wurde mir die Schuld, die ich als Weiße trage, immer deutlicher bewußt. Ich werde nie Lilian Ngoyis bittere Bemerkung vergessen, daß ich wegen meiner rosa Hautfarbe selbst im Gefängnis noch besser behandelt würde. Daß ich verhaftet, eingesperrt, gebannt und zu Hausarrest verurteilt worden bin, befreit mich nicht von dieser Schuld. Ich profitiere von diesem verdammten System, ich kann nicht aus meiner Haut, ich schäme mich, weiß zu sein.» (Helen Joseph)
DANKSAGUNG