[Tabor Süden 03] • Verzeihen

[Tabor Süden 03] • Verzeihen
Authors
Ani, Friedrich
Publisher
Droemer/Knaur Verlag
Tags
roman-krimi
ISBN
9783426195284
Date
2001-04-15T00:00:00+00:00
Size
0.24 MB
Lang
de
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Innerhalb der verwirrend unübersichtlichen deutschen

Literaturlandschaft ist der Münchner Autor Friedrich Ani so etwas wie ein

Spezialist fürs Verschwinden. In den Romanen Abknallen und German

Angst waren Entführungen Antriebsfedern fürs Erzählen im verbrecherischen

Großstadtdschungel. Und in Die Erfindung des Abschieds stand ein kleiner

Junge im Mittelpunkt, der nach dem Tod des Großvaters von zu Hause weggelaufen

war. Ein Fall für die Vermisstenstelle des Dezernats 11 der Münchner Polizei um

Sonja Feyerabend, Martin Heuer und Tabor Süden war das -- genauso wie das

Verschwinden einer Frau in Anis neuem Roman Verzeihen, das Heuer und

Süden aufs Neue beschäftigt.

In Verzeihen steht die ehemalige Prostituierte Ariane Jennerfurt im

Zentrum, die endlich eine bürgerliche Existenz beginnen will -- bis sie erfährt,

an Aids erkrankt zu sein. Beim Versuch ihres Alltagsausbruchs trifft sie auf den

gescheiterten Journalisten Niklas Schilff, der mit gefälschten

Prominenten-Interviews in den USA von sich reden machte und sich nach seinem

Rauswurf in Deutschland irgendwie verloren hat. Nur sekundenlang kehrt Schilff

"in die Geborgenheit jenes Mannes zurück, der er in Kalifornien gewesen war",

heißt es im Roman, der die Suche der Polizisten nach Jennerfurt benutzt, um den

vermissten Identitäten seiner Figuren auf die Spur zu kommen. Dabei hat Ani die

verschiedenen Erzählstränge derart fesselnd miteinander verwoben, dass man im

Labyrinth des Romans zu versinken droht. Ein Effekt, der bis zum Ende der

Lektüre anhält: Verzeihen ist einfach ein gut gemachtes Buch.

Auch in Verzeihen also erzählt Ani vom Verschwinden, vom Versinken im

"Scheißalltag", der sich nie ändert und die Gesichter der Passanten immer

stumpfer macht. Und er erzählt von einer unmöglichen Beziehung, die in Gewalt

und Verachtung endet. Aber eigentlich erzählt Ani immer nur davon, dass es kein

Entrinnen -- und kein Verzeihen -- gibt. Traurig erzählt er das, aber treffend

und wahr. Verzeihen ist ein verstörender Roman, viel weniger Krimi als

Gesellschaftsstück, und ein sehr gutes noch dazu. --Thomas

Köster