Paris und London, Band 1 und 2
- Authors
- Kalisch, Ludwig
- Publisher
- Gerettete Schriften Verlag
- Tags
- reisebericht , 19. jahrhundert
- Date
- 2013-04-24T00:00:00+00:00
- Size
- 0.41 MB
- Lang
- de
Kurzbeschreibung
Ludwig Kalisch (geb. 1814 in Lissa (heute Leszno in Polen), gest.
1882 in Paris) war ein deutsch-jüdischer Schriftsteller. Er verließ
1826 seine Heimatstadt und studierte bis 1829 in Glogau. Anschließend
reiste er durch Deutschland und hielt sich weitere drei Jahre in
Frankreich auf. Nach seinem Frankreichaufenthalt kehrt er 1835 zurück
nach Deutschland und immatrikulierte sich zuerst in Heidelberg für ein
Medizinstudium. Später wechselte später er nach München. 1847
promovierte er zum Dr. phil. an der Universität Gießen.Er war
Herausgeber und einziger Autor der Karnevalszeitschrift „Narhalla“,
deren wichtigste Aufgabe es war, Feudalismus und Zensur bloßzustellen.
Im Revolutionsjahr gründete er die Zeitung „Der Demokrat“ und vertrat
darin frühe sozialistische Überzeugungen. Im Sommer 1849 war Kalisch
Mitglied der provisorischen Regierung der Pfalz und wurde nach
Niederschlagung der revolutionären Bewegung am 31. Oktober 1851 in
Zweibrücken in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Deshalb lebte er seit
dieser Zeit in Paris und London und arbeitete dort als Journalist. In
dieser Zeit veröffentlichte er viele seiner Erzählungen und Berichte in
der auflagenstarken „Gartenlaube“. In Großbritannien war er auch
zeitweilig Hauslehrer im Hause Rothschild. Nach 1871 setzte sich Kalisch
verstärkt für die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ein.
Eine weitere große Lebensaufgabe sah Kalisch in der Verständigung und
Aussöhnung zwischen Juden und Nichtjuden in Europa.Nachruf in der «Gartenlaube, Heft 13, 1882»:Ludwig
Kalisch †. Unsere Leser werden sich gern unseres geistreichen
Mitarbeiters erinnern, der ihnen oft ein ebenso belehrender wie
unterhaltender Führer durch die verschiedenartigsten Schichten des
Pariser Lebens war. Nun ist dieser ausgezeichnete Humorist am 3. März,
in der Mitte seines neunundsechszigsten Lebensjahres stehend, zur ewigen
Ruhe eingegangen. Kalisch blickte auf ein innerlich mannigfach bewegtes
Leben zurück: als zwölfjähriger Knabe hatte er seine Vaterstadt
Polnisch-Lissa, verlassen um erst nach und nach spät festen Boden zu
gewinnen und sich den Studien zu widmen. Auf den Hochschulen zu
Heidelberg und München trieb er erst Medicin, bis die vergleichende
Sprach- und Literaturforschung ihn ganz an sich zog.Seine
frühesten literarischen Leistungen fallen in die ersten vierziger Jahre,
nachdem er sich in Mainz niedergelassen hatte. Dort veranlaßte es wohl
das Carnevalstreiben, daß er ganz in den Dienst des Humors und der
Satire ging. Er redigirte (und verfaßte größtenteils) vier Jahrgänge der
«Narrhalla» (1843 bis 1846) einer Carnevalszeitung, und gab rasch
hinter einander «Das Buch der Narrheit», «Schlagschatten», «Lustiges in
Wort und Bild» und andere humoristische Schriften heraus. Seine
„Shrapnels“ erschienen 1849, in demselben Jahre, in welchem die damals
brausenden Revolutionsstürme auch ihn zwangen, den deutschen Boden zu
verlassen. Er entfloh nach Paris, von wo er später einen Ausflug nach
London machte, der ihn in den Stand setzte, sein treffliches Buch «Paris
und London» (1851, 2 Bände) zu verfassen. Paris blieb fortan seine
Heimath und nahm nun auch sein irdisches Theil in seine Erde auf,
nachdem der alte wackere Kämpfer in der Pariser städtischen Heilanstalt
Dubois sein Leidens- und Sterbelager gefunden. Ludwig Kalisch wird nicht
sobald vergessen werden; denn er hat in seinem Leben viele Menschen
fröhlich gemacht, und die Freude hat ein gutes Gedächtniß. Wir erinnern
hier nur noch an seine «Heiteren Stunden» (1872), an seine «Bilder aus
meiner Knabenzeit» (1872), sein «Gebunden und Ungebunden» (1876) und
sein letztes Werk «Pariser Leben» (1881). So lange noch frischer
Frohsinn nach humoristischen Balladen und Romanzen greift, wird Ludwig
Kalisch auf diesem Felde der Sieger bleiben und geehrt und geliebt
werden. Und somit legt auch die «Gartenlaube» ihren Kranz auf das Grab
ihres alten treuen Mitarbeiters.Dr. Ernst Ziel, 1882.