[Horror Stories 04] • Hades
- Authors
- Keiser, Edgar
- Publisher
- Edgar Keiser
- Tags
- stories-horror
- Date
- 2013-01-14T00:00:00+00:00
- Size
- 0.42 MB
- Lang
- de
HORROR STORIES umfasst einen Zyklus von Kurzgeschichtensammlungen. Das Genre „Horror“ wird dabei weitläufig interpretiert; die Grenzen zu „Thriller“, „Fantasy“ und „Science-Fiction“ bleiben fließend. Konzeptionell stellen die gesamten Buchtitel einen Bezug zur griechischen Mythologie her, die in ihrer Vielfalt dem Horrorgenre thematisch seit jeher reichlich Inspiration liefert.
Der vorliegende Band HADES: Neun Horrorgeschichten über Himmel, Hölle und Rache über den Tod hinaus.
Die Geschichte von dem Grab, auf dem etwas wuchs Die Geschichte von den Fremden, die für immer blieben Die Geschichte von dem Jungen, der einen Kuss aushandelte Die Geschichte von dem Mann, der seine große Liebe stahl Die Geschichte von der Frau, die es niemals gab Die Geschichte von dem Maskenball bei Vollmond Die Geschichte von den Händen, in denen die Macht lag Die Geschichte von den Fotos im Schrank Die Geschichte von der Staatsanwältin, die zu gierig war
Leseprobe aus Der neunte Tag:
Innerhalb eines Wimpernschlags spielte er alle denkbaren Möglichkeiten durch, aber jeder Versuch, zu einer vernünftigen Erklärung zu kommen, musste scheitern. Madame Coliére war zuvor bereits von der Leichenstarre befallen gewesen, wovon er sich selbst hatte überzeugen können. Außerdem hatte der Körper deutliche Totenflecken aufgewiesen. Sich hier mit ihr zu unterhalten, war nicht zulässig. Sie war tot. „Sie sind tot“, klärte Jasper seine Gesprächspartnerin auf. Eine Erwiderung ließ auf sich warten. Die Frau schien darüber nachzudenken. „Non, Monsieur“, entschied sie schließlich. „Nicht ganz.“ „Wie … wie schön“, brachte Jasper gerade so heraus. Sehnsüchtig wartete er darauf, in seinem Bett aufzuwachen, wie es in ähnlichen Fällen normalerweise passierte, und die Erleichterung darüber zu spüren, dass das gerade Erlebte nur ein Traum gewesen war. Aber es geschah nichts dergleichen. Aus dem sehr einfachen Grund, weil er bereits wach war und sich außerhalb jedes Traums befand. Worüber er nicht glücklich war. Vor einigen Stunden wäre dies noch anders gewesen. Da hätte er alles darum gegeben, diese Frau wieder lebendig sehen zu können. Natürlich wohl wissend, dass es dazu niemals kommen würde. Aber unter den nun gegebenen Umständen konnte er mit dem Verlauf, den die Sache genommen hatte, nicht ganz zufrieden sein. „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Jasper unsicher. Er roch jetzt die gleiche Mixtur an Gerüchen, die auch im Kofferraum vorgeherrscht hatte. Am liebsten wäre er aus dem Auto gesprungen und weggerannt. Er fragte sich, warum er genau dies nicht tat. Vielleicht, weil er insgeheim doch nicht ganz so unzufrieden mit der Entwicklung der Dinge war? Weil er sich möglicherweise genau die Situation erträumt hatte, die jetzt eingetreten war? Jasper untersagte sich selbst, in dieser Richtung weiterzudenken. „Du musst etwas für mich tun“, ließ sich Juliette vernehmen. Ihre Stimme war ein dunkles, heißeres Flüstern.