[Geisterkrimi 06] • Mord aus dem Jenseits

[Geisterkrimi 06] • Mord aus dem Jenseits
Authors
Tarbot, Edgar
Publisher
Kelter, Martin Verlag
Tags
[heft]
Date
0101-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.64 MB
Lang
de
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»Wir haben kein Recht, ihn zu töten, Paco«, sagte Conchita Benitez zitternd.

»Er hat den Tod tausendfach verdient!« knurrte Paco Servantes mit granitharten Zügen.

»Er ist mein Mann, Paco.«

»Er benimmt sich aber nicht wie dein Mann.«

»Trotzdem…«

»Wir waren uns doch einig, Conchita«, zischte Servantes ungehalten. »Er hat dich mißhandelt. Er hat dich geschlagen, mit einer Peitsche! Vergiß nicht, in welchem Zustand du zu mir gekommen bist! Du warst mit deinen Kräften am Ende. Halb tot warst du. Dein Rücken war zerschlagen. Du hast aus vielen Wunden geblutet. Wir waren uns einig, daß er den Tod verdient. Deshalb haben wir ihm den Brief geschrieben. Deshalb haben wir ihn heute nach hierher bestellt.«

Conchita sank neben dem kräftigen Mann, dem – schon als sie noch fast ein Kind gewesen war – ihre ganze Liebe gehört hatte, langsam zu Boden. Ihr Gewissen ließ ihr keine Ruhe. Es war ein Verbrechen, was sie vorhatten. Gewiß, Angel Benitez – ihr Mann – war ein Teufel. Er quälte sie täglich, betete den Teufel an und hatte sich vor einigen Jahren der Schwarzen Magie verschrieben. Angel war ein Sadist und hatte seine diabolische Lust stets an ihr gestillt. Aber durfte man ihm deshalb das Leben nehmen? Das war doch Mord.

Mord!

Conchita schauderte.

Wie tief war sie bereits gesunken. Was hatte Angel Benitez nur aus ihr gemacht, daß sie bereit war, sich an seinem Leben zu vergreifen?

Es war erst in der vergangenen Nacht gewesen. Da war Angel in ihr Schlafgemach gekommen, schwarz gekleidet wie ein Vampir. Mit starrem Blick war er an ihr Bett getreten, hatte sie hypnotisiert. Aber er hatte nicht ihren ganzen Geist gelähmt, sondern nur einen Teil. Sie mußte ihm gehorchen, bekam aber gleichzeitig alles mit, was er mit ihr anstellte. Er hatte sie in ein altes, verfallenes Haus gebracht und gefesselt. Dann hatte er sie auf einen steinernen Altar gelegt – nackt. Und auch er hatte sich völlig entkleidet, ehe er mit seiner Satansmesse begann. Es war ekelhaft und widerwärtig gewesen, was er sie zu tun gezwungen hatte. Hinterher hatte er sie mit einer neunschwänzigen Peitsche geschlagen. Halb ohnmächtig war es der jungen Frau irgendwann gelungen, die Fesseln abzustreifen und zu fliehen. In ihrer grenzenlosen Verzweiflung hatte Conchita nicht gewußt, wohin sie sich wenden sollte. Da war ihr Paco eingefallen. Er wußte, wie es um sie und ihren Mann stand, und er hatte ihr mehrmals das Angebot gemacht, Angel Benitez zu verlassen und zu ihm zu kommen. In der letzten Nacht hatte sie Angel Benitez verlassen – für immer. Und sie hatte mit Paco beschlossen, Benitez für das, was er ihr angetan hatte, mit dem Tod zu bestrafen.

Aber jetzt, wo es dazu kommen sollte, hatte Conchita Angst davor.

Sie wagte nicht, den letzten Schritt zu tun.

Servantes hob plötzlich mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. Sein muskulöser Körper verkrampfte sich.

»Was ist?« fragte Conchita besorgt. Sie wünschte sich ans Ende der Welt. Sie wünschte sich, nicht hierhergekommen zu sein. Aber sie war da.

Und Paco hatte seine Machete, die er aus Südamerika mitgebracht hatte und die normalerweise als Zierde in seinem Haus an der Wand hing, mitgebracht.

»Er kommt!« stieß Servantes hervor.

Da wußte Conchita Benitez, daß es kein Zurück mehr gab.