Memoiren einer Tochter aus gutem Hause
- Authors
- Beauvoir, Simone de
- Publisher
- Rowohlt Verlag
- Tags
- biographie & autobiographie
- ISBN
- 9783499110665
- Date
- 2068-06-30T22:00:00+00:00
- Size
- 0.89 MB
- Lang
- de
Mit unbedingter Aufrichtigkeit erzählt hier eine der klügsten Frauen des Jahrhunderts die Geschichte ihrer Jugend bis zur Begegnung mit Jean-Paul Sartre. Dies ist zugleich die Geschichte aus dem Bann der konventionellen Denk- und Lebensformen des Elternhauses und damit ihrer Befreiung zu sich selbst.
Im Lexikon der Weltliteratur, zugegeben nicht eben die allerfeinste Adresse, stellt man erstaunt fest, daß Vicky Baum, "Unterhaltungsschriftstellerin mit solider Milieukenntnis", doppelt so viel Platz eingeräumt wird, wie der darauffolgenden Simone de Beauvoir. Verkehrte Welt, in der die wohl unbestritten wichtigste Literatin und Theoretikerin der Emanzipation im zwanzigsten Jahrhundert gerade mal einige dürre Zeilen wert ist.
1958 erschienen ihre Memoiren einer Tochter aus gutem Hause, die Geschichte ihrer Jugend bis zum Treffen mit Jean-Paul Sartre. Passender Titel. Als Kind kapriziös und verhätschelt, genoß sie noch die Privilegien ihres bürgerlich-steifleinenen Elternhauses am Boulevard Raspail. Doch bald schon durchschaute sie die Kälte der Konventionen und den Hochmut ihrer Klasse. Widerstand begann sich in ihr zu regen: "Von der Zufriedenheit zur Überheblichkeit ist es nicht weit. Papa mokierte sich gern, Mama neigte zur Kritik; wenige Leute fanden Gnade vor ihnen, während ich niemals hörte, daß jemand sich über sie mißbilligend äußerte." Bürgerhorror, fein beobachtet.
"Das ist ungehörig." Auch so ein Elternsatz, der aber Entscheidendes auslöste in Simone. Gesellschaftliche Fesseln und Reglements, soweit das Auge reichte. Hauptsächlich Frauen betreffend. Das Denken beginnt. Und damit der Ausbruch. Mit fünfzehn ist für Simone de Beauvoir klar, daß sie Schriftstellerin werden wird. Die Abreise aus der bürgerlichen Wertewelt beginnt.
Ihre Erzählungen und Essays machen sie zur berühmtesten Vertreterin der europäischen Frauenbewegung. Aber sie ist auch geplagt von Selbstzweifeln, war es oft satt, nur "reiner Geist" zu sein, hatte Angst, in lustfeindlicher "ätherischer Farblosigkeit" zu verkümmern. Kritisch vermerkt sie: "Ich bin keine virtuose Schriftstellerin gewesen." Ihr Hauptanliegen war, ihre Umwelt darauf aufmerksam zu machen, wie sie ihr Leben empfand. Eine noble Untertreibung. Ihr ist weit mehr als das gelungen. --Ravi Unger --