[Ronco 245] • Himmelfahrtskommando

[Ronco 245] • Himmelfahrtskommando
Authors
Jones, Everett
Publisher
Pabel/Möwig Verlag
Tags
heft-ronco
Date
0101-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.17 MB
Lang
de
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20. Juli 1880

Als ich die letzte Eintragung in meinem Tagebuch vorgenommen hatte, war ich sicher gewesen, schon alles verloren zu haben. Das glaubte ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, noch mehr zu verlieren. Ich hatte mein Zuhause verlassen müssen, die kleine Farm, die ich aufgebaut hatte, um hier mit meiner Familie glücklich zu werden. Meine alten Feinde von der Andrew-Hilton-Company hatten wieder zugeschlagen. Hilton hatte seine Tochter Linda, mit der ich glücklich werden wollte, und seinen Enkel Jellico, meinen Sohn, entführen lassen.

Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen.

Jetzt weiß ich, was schlimmer ist: Linda ist tot.

Nie habe ich eine Frau mehr geliebt. Nie hat es einen Menschen gegeben, der mich mehr geliebt hat.

Es ist vorbei. Sie ist von dem Mann, der sie im Auftrag ihres Vaters entführt hatte, erschossen worden. Ich selbst habe sie begraben. Jetzt habe ich nur noch meinen Sohn.

Jellico …

Ihn konnte ich retten. Aber er wird aufwachsen wie ich – ein Kind ohne Mutter, mit einem Vater, der keine Zukunft für sich sieht. Ich bin voller Hoffnungslosigkeit. Und voll von dem Wunsch nach Rache. Ich reite auf der Spur des Mörders, ich halte Jellico im Arm. Er ist noch zu klein, er kann noch nicht begreifen, was geschehen ist. Vielleicht ist das gut so.

Lobo ist bei mir. Er ist mir geblieben. Ein Freund. Ein wirklicher Freund. Gestern haben wir die Grenze nach Mexiko überschritten. Wir rasten in einem Wüstenstück. Die Spur des Mörders liegt vor uns. Sein Vorsprung ist nicht groß. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich ihn habe, ihn und seinen Hintermann, den Drahtzieher, den eigentlichen Mörder – Andrew Hilton.

Lobo hat mir geraten, weiterzuschreiben. Ich muß ruhiger werden. Er hat recht. Nur mit ruhiger Überlegung habe ich eine Chance. Es ist gut, daß ich mich ablenke, daß ich nicht ständig über das Geschehene nachgrüble. Auch als ich noch gejagt wurde, hat es mir geholfen, mich zu erinnern und aufzuschreiben, was hinter mir liegt. Ich merke, daß es mir auch jetzt hilft. Ich werde wirklich ruhiger. Was ich tue, ist wichtig, ist nützlich. Für mich selbst, vor allem aber für Jellico, der eines Tages mehr über mich, seinen Vater, wissen soll. Ich bin voller Trauer, voller Bitterkeit. Ich werde nie aufhören, Linda zu lieben. Auch das soll Jellico erfahren, wenn er eines Tages diese Aufzeichnungen liest, das Tagebuch seines Vaters …