Der wunderbare Massenselbstmord

- Authors
- Paasilinna, Arto
- Publisher
- Bastei/Lübbe Verlag
- Tags
- roman
- ISBN
- 9783404921683
- Date
- 2004-10-19T00:00:00+00:00
- Size
- 1.46 MB
- Lang
- de
Ausgerechnet am Johannistag, dem mittsommerlichen Fest
des Lichtes und der Freude, beschließt Direktor Onni Rellonen seinem Leben ein
Ende zu setzen. Doch kaum hat der Glücklose mit Hang zum Konkurs in einer
abgelegenen Scheune den idealen Platz zum Ableben ausgemacht, schrecken ihn
merkwürdige Geräusche aus dem Inneren auf. In letzter Sekunde kann er den auf
einem Stuhl taumelnden zweiten Scheunenbesucher aus seiner Schlinge befreien,
denn ausgerechnet am Johannistag, dem mittsommerlichen Fest des Lichtes und der
Freude, hat Oberst Kemppainen beschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen.
"Am allerwichtigsten in diesem Leben ist der Tod, und auch der ist nicht
wirklich wichtig." Gemäß dieser aufmunternden finnischen Volksweisheit, stürzen
sich alljährlich Abertausende Finnen -- traditionell ein lichtarmes Volk von
frostbeuligen Melancholikern und Alkoholikern -- von Klippen, oder setzen hinter
ihr nordisch karges Leben in heimischer Garage unter dem Auspuff den
Schlussakkord. Diesen doch eher betrüblichen Sachverhalt hat Arto Paasilinna nun
zu einem rasend komischen Suizidal-Reisebericht verarbeitet, der so manches
erkaltete Leserherz auf Hochofentemperatur bringen dürfte.
Die gegenseitige Errettung vor dem Exitus nämlich ließ aus dem Direktor und
dem Oberst Freunde fürs Leben werden. Und -- es entstand eine geniale
Geschäftsidee. Quasi seelsorgerisch soll allen lebensmüden Landsleuten zu
kostengünstiger Entsorgung plus buntem Rahmenprogramm verholfen werden. Als
gälte es, Erster in einem Casting-Wettbewerb zu werden, trudeln aus ganz
Finnland schon bald Hunderte von Bewerbungen potenzieller Todeskandidaten ein.
Arto Paasilinna, so entnehmen wir dem Klappentext, gilt mit inzwischen sage
und schreibe 40 Romanen als Finnlands populärster Schriftsteller. Dies
verwundert nicht. Der Mann, den man, nach seinem Konterfei zu urteilen, gut und
gerne der von ihm beschriebenen Klientel zurechnen könnte, hat mit leichtester
Hand und präzisem Humoreinsatz ein finnisches Roadmovie à la Kaurismäki
gestrickt. Der Selbstmord-Trip einer halben Hundertschaft zu Tode betrübter
selbsttötungswilliger Finnen (und Finninnen!) im gemieteten Bus durch halb
Europa endet natürlich gänzlich anders als erwartet. Spätestens im urdeutschen
Schwarzwald bekommen einige der Trauerklöße wieder unbändige Lust am Leben.
--Ravi Unger