[Sophienlust 00] • Sophienlust Staffel Bände 11-20
- Authors
- Vandenberg, Patricia
- Publisher
- Kelter, Martin Verlag
- Tags
- [heft]
- ISBN
- 9783863779320
- Date
- 2015-09-15T00:00:00+00:00
- Size
- 2.78 MB
- Lang
- de
Mit ängstlichen Augen blickte Prinzessin Sibylle von Wenningstein in das düstere Gesicht ihres Vaters, der minutenlang mit schweren Schritten in dem großen Wohnraum auf und ab gelaufen war und nun vor ihr stehen blieb. »Kommen dir nun doch Bedenken wegen Nicoletta, Papa?« fragte sie beklommen. »Zweifelst du an ihrer Geschichte?«
»Nicht im geringsten, mein Kind«, erwiderte er. »Ich halte es sogar für möglich, daß sie sich in einer großen Gefahr befindet oder wenigstens befand. Ich möchte Klarheit in diese geheimnisvolle Angelegenheit bringen.« Diese geheimnisvolle Angelegenheit, mit der sie konfrontiert waren, hatte vor ein paar Tagen ihren Anfang genommen, als Prinzessin Sibylle bei einem Spaziergang mit ein paar befreundeten Ehepaaren, die anläßlich der Hochzeit ihres Bruders Tasso am Lago Maggiore weilten, ein junges Mädchen auf einer Bank gefunden hatte, das völlig verstört, ohne Papiere und Geld, dort ausgeruht hatte. Sie hatten es mit in das Schlößchen Belmonte genommen, das der Herzog zum Wohnsitz für sich und seine Tochter gewählt hatte. Zu Sibylles Erstaunen hatte ihr sonst so reservierter Vater keinen Widerspruch dagegen erhoben, sondern schien im Gegenteil sehr an dem Schicksal dieses fremden jungen Mädchens interessiert zu sein. »Gehen wir noch einmal alles der Reihe nach durch«, bemerkte der Herzog nachdenklich. »Sie nennt sich Nicoletta Caspari, ist aber nicht sicher, ob das ihr richtiger Name ist. Siebzehn Jahre alt - jung, muß man da wohl sagen, ungewöhnlich hübsch und sogar gebildet.« Sibylles Blick schweifte sinnend in die Ferne. »Die Geschichte klingt zwar abenteuerlich, aber ich glaube Nicoletta. Diese Augen können nicht lügen. Richtige Märchenaugen hat sie.« »Du schwärmst ja richtig«, lächelte er. »Aber Märchenaugen würden doch dafür sprechen, daß sie auch Märchen erzählt. Kind, wir wollen ganz objektiv sein.« »Du zweifelst also doch, Papa«, meinte sie kleinlaut.