Alphabet des Lebens · Die Geschichte des menschlichen Genoms
- Authors
- Ridley, Matt
- Publisher
- Claassen Verlag
- Tags
- sachbuch
- ISBN
- 9783546002264
- Date
- 2000-02-02T00:00:00+00:00
- Size
- 0.39 MB
- Lang
- de
Ein Buch über des menschliche Genom, die Summe all seiner Erbanlagen - das klingt natürlich erst einmal sehr interessant, aber im Detail auch nach einer staubtrockenen und mit Fachausdrücken gespickten Lektüre. In der Einleitung, die der Autor wie er schreibt "bewußt einfach" gehalten hat, kommt es dann schon knüppeldick: Man wird gradezu in eine terminologische Wolke eingehüllt, die den Blick für den Inhalt fast verdeckt.Hat man das überstanden ohne den Mut weiterzulesen verloren zu haben erwartet den Leser allerdings eine höchst interessante und teilweise sogar spannende Einführung in die Geschichte der humanoiden Erbanlagen.
Jedem der 23 Chromosomen ist ein Kapitel gewidmet, und in jedem dieser Kapitel geht Ridley auf ein besonderes Gen ein. Dabei werden sehr viele Aspekte des menschlichen Lebens behandelt: Die Entstehung der Menschheit, genetische Unterschiede zwischen den Affen und den Menschen (die in der Tat sehr gering sind), die Vererbung von Intelligenz und Sprache, Evolutionstheorien und Eugenik. Auch auf die Möglichkeit und Unmöglichkeit des Klonens von Lebewesen geht Ridley ein. Seit dem Schaf Dolly, das grade in der letzten Woche verstarb, und dem brandaktuellen "Wettstreit" dubioser Forschergruppen um den ersten geklonten Menschen nimmt dieses Thema in den Köpfen vieler Menschen fantastische Formen an. Ridley räumt hier mit vielen Vorurteilen auf und philosophiert über Sinn und Machbarkeit. Immer wieder wird im Buch auch Bezug genommen auf die Prädisposition, die genetische Veranlagung für Krankheiten. Bei all den Möglichkeiten bestimmte Krankeiten bereits "in die Wiege" gelegt zu bekommen, sieht man vieles nach dem Studium dieses Buches mit anderen Augen. So war mir persönlich neu, das es eine Veranlagung für zu hohes Cholesterin im Blut geben kann. Ebenso die Theorie, das die sexuelle Präferenz eine Sache der Gene sei, wobei Ridley einräumt, das es dafür noch keine Beweise gibt.
Zentraler philosphischer Disput des Buches ist die Frage, ob der Mensch nur ein Produkt seiner Gene ist oder ob es die Summe seiner Erfahrungen und Einflüße von aussen sind, die ihn ausmachen. Sicherlich eine Frage über die man lange und intensiv nachdenken kann. Was mich betrifft, so kann ich dieses Buch unbedingt weiterempfehlen. Ridley schafft es spielend, ein so komplexes Thema relativ verständlich und sogar mit schwarzen Humor zu verpacken. Mehr noch, dieses Buch regt zum nachdenken an und ist ein idealer Einstieg in die Materie. Während ich mich am Anfang schon durchkämpfen mußte, konnte ich es am Ende gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich kann sogar behaupten,das es dem Autor gelungen ist,meine Vorurteile zum Thema genmanipulierte Pflanzen zumindestens ins wanken zu bringen. Informieren, unterhalten und zum Nachdenken bringen - mehr kann ein Buch kaum leisten.