[Al Capone 04] • Der perfekte Plan

[Al Capone 04] • Der perfekte Plan
Authors
Cann, Al
Publisher
Kelter, Martin Verlag
Tags
roman-krimi
ISBN
9783863773694
Date
2014-09-23T00:00:00+00:00
Size
0.47 MB
Lang
de
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Mit müden Pedalstößen brachte James Rattler sein altes Fahrrad die ansteigende stille Vorstadtstraße hinauf. Er ahnte gar nicht, daß sich noch in dieser gleichen Minute sein öde dahindämmerndes Leben schlagartig ändern sollte. Fahlgelb spannte sich der Himmel über Milwaukee. Die große Stadt am Michigan-See hatte hier draußen im Südwesten nicht ihre beste Seite. Eine schmutzige Arbeitersiedlung reihte sich an das Gelände einer großen Fabrik, und die Springtime Street, durch die der finster dreinblickende Mann gerade mit seinem Fahrrad schlingerte, hatte mit dem Frühling, der ihr ja den Namen gegeben hatte, so wenig zu tun wie Rattlers Gesicht mit dem Begriff Lebensfreude. Es war wirklich ein erbärmliches Leben, das der sechsunddreißigjährige Gelegenheitsarbeiter führte. Damals, als er aus der Schule kam, hatte er Busfahrer werden wollen, seine Liebe zum Whisky hatte ihn vor diesem Ziel scheitern lassen. Da war er gleich auf den abgelaufenen »Weg zum Millionär« gekommen, hatte sich als Tellerwäscher, Balljunge, Liftboy und Faßschlepper versucht und war schließlich zu alt für all diese Boy-Berufe geworden. Noch einmal hatte seine Mutter versucht, ihn zu einem geregelten Job zu bringen, indem sie ihn bei der Transportagentur unterbrachte, bei der sie selbst als Reinmachefrau nach Feierabend arbeitete. Aber James hatte das unruhige Blut des Vaters in den Adern - wie er glaubte, sein Versagen immer wieder entschuldigen zu müssen; dabei war sein Vater, der als Handlungsreisender in Stoffen arbeitete, bis zu seinem frühen Tod ein rechtschaffener und fleißiger Mann gewesen, der seine siebenköpfige Familie immerhin ernährt hatte. James Rattler hielt seine eigene Familie nur kümmerlich am Leben, und das war ein Unterschied. Daß ein Versager wie dieser Mann das Recht für sich in Anspruch nahm, eine Familie zu gründen und noch dazu vier Kinder in die Welt zu setzen, war ungeheuerlich.