Klausen
- Authors
- Maier, Andreas
- Publisher
- Suhrkamp Verlag
- Tags
- roman
- ISBN
- 9783518455692
- Date
- 2004-01-25T23:00:00+00:00
- Size
- 1.24 MB
- Lang
- de
Gut 200 Seiten ohne einen einzigen Absatz. Sperrig? Ja, natürlich. Schlecht? Nein, absolut nicht. Im Gegenteil: mit das Beste und Erfrischendste, was die deutsche Literatur zurzeit zu bieten hat.
Leicht macht er es dem Leser nicht, dieser Andreas Maier: Schon in seinem vor zwei Jahren erschienenen Debütroman Wäldchestag verzichtete er komplett auf den Text gliedernde und die Augen schonende Absätze; zudem gab er alle Dialoge fast durchgehend in indirekter Rede wieder. Diese Qual erspart er uns in seinem zweiten Buch, Gott sei Dank: In Klausen wird in direkter Rede kommuniziert -- das ist ja schon einmal etwas.
Ort des Geschehens ist wieder ein kleines Städtchen in der Provinz: das südtirolische Kaff Klausen eben, in der Nähe von Bozen gelegen. Albrecht Dürer soll von dem Nest anno 1494 zu seinem Gemälde Das große Glück angeregt worden sein; heute dominiert ein gigantischer, auf hohen Stelzen alles überragender Viadukt der Brennerautobahn das Stadtbild. Mehr Wissenswertes gibt es über Klausen kaum zu sagen. Und doch enthüllt uns Maier einen Mikrokosmos von Feindschaften, kleinkriminellen Verstrickungen und bösen Intrigen: Die Ereignisse und das einhergehende Gerede schaukeln sich hoch, und am Ende geht es um nicht weniger als einen ominösen Überfall, Grundstücksspekulationen, Drogenhandel und schlussendlich sogar einen vorgeblichen Versuch von Umweltaktivisten, die Autobahnbrücke zu sprengen. Oder ist doch alles nur Quatsch, dahergeredet und breitgetreten?
Maier entlarvt in seiner Provinzposse auf das Herrlichste die selbstüberzeugte Flach- und Blödheit der Kleinstadtmenschen, deren Horizont nur bis zum Ortsausgangsschild reicht und die doch glauben, Bescheid zu wissen über die Welt. Klausen liest sich, als wären Thomas Bernhard und Eckhard Henscheid -- beides begnadete Karikaturisten der Provinz -- zusammen einen trinken gewesen. Ein großartiger moderner Heimatroman, bei aller Abgedrehtheit sehr wahr und gerade deshalb in höchstem Maße komisch. --Christoph Nettersheim
»Wie hier Argumente und Behauptungen, Mißverständnisse und Unterstellungen, Halbwahrheiten und Lügen, Spekulationen und Spinnereien ein Sprachgewebe ergeben, in dem nicht zwei Beteiligte dasselbe Muster erkennen - das zu beschreiben macht Maiers Meisterschaft aus.«
(Hubert Spiegel Frankfurter Allgemeine Zeitung)