Ich ein Tag sprechen hübsch

- Authors
- Sedaris, David
- Publisher
- Heyne, Wilhelm Verlag
- Tags
- sachbuch
- ISBN
- 9783453198708
- Date
- 2002-11-30T23:00:00+00:00
- Size
- 0.21 MB
- Lang
- de
Was bringen Seminare für Kreatives Schreiben? Eigentlich
nichts -- so dachte man. Nun aber lehrt uns ein neuer Erzählband von David
Sedaris, dass Seminare für Kreatives Schreiben uns Lesern zumindest etwas
bringen: Die Geschichte Die Lernkurve nämlich, in der ein "Mr. Sedaris"
von seinen Erfahrungen als Dozent eben eines solchen Kurses berichtet. "Aufgrund
eines schrecklichen Mißverständnisses" der Universitätsverwaltung plötzlich an
eine Horde Schreibhungriger geraten, bringt der ehemalige Kunststudent ihnen
(und uns) in entlarvendem Dilettantismus bei, dass Seminare für Kreatives
Schreiben eigentlich gar nichts bringen -- außer, wenn man darüber derart
komisch wie Sedaris schreibt.
Wie Nackt oder Fuselfieber, so enthält auch Ich ein Tag
sprechen hübsch zahlreiche weitere skurrile Fallbeispiele aus Sedaris'
Vergangenheit, darunter solche über katastrophische Sprachtherapien und erste
Akterfahrungen -- oder jene ebenfalls (angeblich?) autobiografische Erzählung
vom jazzfanatischen Vater und seinem aberwitzigen Plan, das "Zwergentalent"
seiner Familie zu Dave-Brubeck-Qualitäten aufzublasen. Und dann gibt es da noch
die herrliche Titelgeschichte über die verzweifelten Versuche eines Amerikaners
in Paris, der im Alter von 41 Jahren wieder die Schulbank drückt und sich mit
der Landessprache sowie den grausamen Erziehungsmethoden seiner Lehrerin
herumschlagen muss: Ich ein Tag sprechen hübsch. Da darf man unumwunden
sagen, dass dieser Tag für Mr. Sedaris längst gekommen ist. Denn hübsch
schreiben, das hat er wieder einmal bewiesen, kann er allemal.
"Für wen... verdammte Scheiße noch mal... halten Sie sich?", fragt eine vom
Unterricht entsetzte Studentin ihren Lehrer für Kreatives Schreiben im Buch. Und
man möchte ihr antworten, wofür man ihn selber hält: für einen der witzigsten
Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. --Thomas
Köster