Weihnachtszauber

Weihnachtszauber

Wie Mia ihren blauen Schal erhielt – Christina Stöger

Mia sitzt an ihrem Küchentisch und starrt in die Tasse Kaffee vor sich. Ihre Hände hat sie um das heiße Porzellan gelegt und hofft auf die Wärme, die sich in ihrem Inneren ausbreitet und die Kälte vertreibt – und die Schmerzen. Ihr Körper ist übersät von blauen Flecken. Tom, der für all das verantwortlich ist, schläft um diese Uhrzeit noch und Mia hat ihre Ruhe. Die digitalen Zahlen an der Mikrowelle zeigen 5:43 Uhr. Noch hat sie eine knappe Stunde Zeit, bis ihr Ehemann erwacht. Und diese Zeit will sie für sich selbst nutzen. Sie liebt die frühen Morgenstunden. ***** Marcos Mission – Weihnachten überstehen – Rose Care

Jubel, Trubel, Traurigkeit

Den Kopf gesenkt, lief Marco durch die Straßen. Um diese Jahreszeit wurde es ziemlich schnell dunkel, obwohl es erst früher Nachmittag war. Es hatte erneut zu schneien angefangen und der eisige Wind pfiff ihm unangenehm um die Ohren. Wie sehr er diese verdammte Kälte hasste! Würde er jemals das beklemmende Gefühl, das mit den eisigen Temperaturen einherging und das er mit seiner Kindheit assoziierte, abschütteln können?

Er beschleunigte seine Schritte, zog dabei schützend seinen Jackenkragen hoch. In Gedanken war er bei seiner Mission: Weihachsgeschenke besorgen. Er wusste, dass die Zeit knapp wurde, machte sich jedoch keine Sorgen, denn er hatte schon alles geplant. 

***** Eves Weihnachtstraum – Ramona Beck

Prolog

Es war der 23.12., also ein Tag vor Weihnachten. Unser Wohnzimmer erinnerte eher an eine Räucherkammer, als an ein weihnachtlich geschmücktes Zuhause. Bei uns roch es nicht nach selbst gebackenen Plätzchen, sondern nach Zigarettenrauch. Der Dunst hatte sich inzwischen in sämtlichen Ecken der Wohnung verteilt, und auch die Tapeten hatten längst ihr schönes Weiß verloren. Insgesamt war unsere Wohnung sehr lieblos eingerichtet. Sie bestand aus vier Zimmern, und zwar aus dem Wohn- und Esszimmer, Küche, Bad und meinem kleinen Reich. Mit sieben Quadratmeter war dies zwar der kleinste Raum, aber er gehörte mir, und ich liebte ihn! ***** Elfenlicht im Kerzenschein – Agnes M. Holdborg

Schwungvoll öffnete sich die Tür und Loana brauste in sein Arbeitszimmer. Noch ehe er reagieren konnte, baute sie sich bereits vor seinem Schreibtisch auf, warf sich das honigblonde Haar über die Schulter und stemmte die Hände in die Hüften.

Viniestra Tusterus, genannt Vitus, war der König des westlichen Elfenreiches und letztlich doch nur ein Mann, dem beim Anblick einer atemberaubend schönen Frau schon einmal die Luft wegbleiben konnte. Zumal er wusste, dass das seidig weiche Haar dieser Frau nun wie Wasserkaskaden ihren Rücken entlang bis zur Hüfte floss. Dennoch konnte oder vielmehr durfte er sich solch köstlichen Gedanken nicht näher hingeben, denn er wusste außerdem, was jetzt folgen würde. Und er wurde nicht enttäuscht. ***** Glaskugelliebe – Margarethe Alb

Kaum hatte ich die letzten Zweige des vom Eis glitzernden Brombeergestrüpps zur Seite geschoben, bimmelten tief in meinem Bauch sämtliche Alarmglocken. Also, die ganz großen, so gewaltig wie jene der Stadtkirche.

Aus den Schloten des Glasmacherhauses kam kein Rauch und ein unheimlicher Schimmer umgab die gesamte Lichtung. Unter meinen Füßen knirschte der allgegenwärtige Frost. Aeolas Anhänger hatten ganze Arbeit geleistet. Der Wald wirkte, als hätte der Winter eine Kuppel aus nordlandkalter Luft über der gesamten Gegend errichtet. Aeola, die weiße Frau dieser Gegend, war zurück unter den Höhnberg gezwungen und wir hatten einige gute Freunde verloren. ***** Ein seliger Wunsch – Noah Fitz

Russland 1942

Michael lag im Bett und träumte mit offenen Augen, wie fast jede Nacht. Er lag oft einfach nur da und wartete, bis er in den Schlaf fiel, ohne es zu merken. Zuerst sah er die schönen Bilder aus der Zeit, als die Welt noch in Ordnung war. Er sah seine Mutter, wie sie mit ihren weiß vom Mehl bestäubten Händen Brot machte. Sie lächelte und gab jedem ihrer Kinder einen Batzen von dem weichen Teig, sodass jeder etwas für das Abendmahl kneten konnte, das sie später zusammen verspeisen würden. Wie von einer Gewitterwolke wurden die schönen Bilder von anderen trüben Erinnerungen überschattet. ***** Texas Knight – Heißkalte Weihnachten – M.C. Steinweg

»Hey Schatz, es ist nur für zwei Tage. Ich bin rechtzeitig wieder daheim. Oder glaubst du, ich würde dich mit den beiden Jungs einfach allein lassen?« Luna Shalazar wusste genau, wie sie ihren Mann Shamar um den kleinen Finger wickeln konnte. Der soeben gemachte Augenaufschlag zeigte schließlich auch sonst seine Wirkung.

»Es geht nicht darum, dass ich mit Justin und Michael alleine bin. Matthew und Annie kümmern sich hervorragend um die beiden. Ich möchte nicht auf dich verzichten. Erstens ist in wenigen Tagen Weihnachten und zweitens bin ich der Chef.« ***** Weihnachten – Mikki Patrick schreibt als „Pat Luis“

Terri erwachte am Morgen durch ein lautes Poltern. Sie schreckte hoch und stellte fest, dass Rick nicht mehr neben ihr lag. Wieder ein Rumpeln und irgendetwas wurde unten über den Holzboden geschleift. Untermalt wurden die Geräusche nun zusätzlich durch eine wohlbekannte, leise fluchende Männerstimme: »Fuck!«

Sie kroch zum Bettende und blickte durch das hölzerne Geländer der Empore hinunter in den Wohnbereich. Unwillkürlich glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. Rick kämpfte mit einer riesigen Tanne, die hartnäckig den Christbaumständer verweigerte. ***** Sternschnuppennacht – Susan B. Hunt

Ivy nahm Anlauf und sprang dem blonden Hünen freudestrahlend an den Hals. Ihre Beine schlangen sich um seine Hüften und er musste grinsen.

»He, Kleines. Nicht so stürmisch. Ist doch nur ein verlängertes Wochenende«, stieß Storm hervor, während sie sein Gesicht mit Küssen bedeckte.

»Aber es ist das erste Mal seit ... seit Ewigkeiten, dass wir beide, du und ich, ein paar Tage Zeit füreinander haben«, frohlockte Ivy. **** Überdimensionale Weihnachten – Christiane Bößel

Liz

Regelmäßig an Weihnachten verfalle ich in melancholische Stimmung. Obwohl ich glücklich bin, endlich mit Vincent zusammen unser neues Leben aufbauen zu können, vermisse ich an solchen Tage meine Familie und mein altes Zuhause besonders.

Als Kind habe ich meine Allgäuer Großeltern immer in die Christmette in der alten, etwas heruntergekommenen, aber wunderschön mit 500 Jahre alten Fresken verzierten, im spätgotischen Stil erbauten Stephanskapelle in Genhofen begleitet. Meine aus Überzeugung aus der Kirche ausgetretenen Hippie-Gutmensch-wir-unterstützen-die-korrupte-katholische-Kirche-nicht-Eltern lehnten Gottesdienste und überhaupt alles, was nur ansatzweise mit Glauben zusammenhing, kategorisch ab. ***** Black Jack – Lewis Black

Die Einladung zur Weihnachtsfeier der Anderson Industries kam vor einigen Tagen überraschend. Der Job für die Firma war bereits mehr als neun Monate her. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Die Damen in der Abteilung und ihr Chef, der mich damals beauftragt hatte, waren sichtlich erleichtert, als der Fall aufgeklärt wurde. Vermutlich bekam ich deshalb die Einladung. Weihnachtsfeiern sind nicht meine Welt und nach dieser verkorksten Woche habe ich wirklich keinen Bock darauf. ***** Bonus-Kindergeschichte: Gino und das Weihnachtsgeheimnis – Marion von Vlahovits

»Was soll das denn werden?« Gino wanderte unruhig im Wohnzimmer hin und her. Luca und Tessa, die Zweibeiner mit denen er sich dieses Haus teilte, hatten ihn vor einer Stunde alleine zuhause gelassen. Nun, das Alleinsein machte ihm nichts aus, denn inzwischen wusste er, dass sie wieder zurückkamen. Und meistens brachten sie ihm etwas mit. Mal einen Knochen zum Abnagen oder Verbuddeln, manchmal ein Kaustangerl und ab und zu ein knuspriges Schweineohr.

Aber heute hatten sie einen Baum dabei. Einen richtig großen, grünen echten Baum! Er roch nach Wild, nach Wald und nach draußen.