Sarajevo Marlboro
- Authors
- Jergović, Miljenko
- Publisher
- Schöffling & Co.
- Tags
- roman
- ISBN
- 9783731761150
- Date
- 2016-12-15T00:00:00+00:00
- Size
- 0.31 MB
- Lang
- de
Miljenko Jergović erzählt aus dem belagerten Sarajevo: Seine Helden sind die kleinen Leute, beschädigt und zerstört von den Schrecken des Krieges, der ihren Alltag und das Zusammenleben im Vielvölkerstaat völlig aus den Fugen hebt. Er erweist sich als Meister des Details: der Kaktus der Geliebten, der während des Bombardements im Keller vertrocknet; der Apfelbaum zwischen zwei Grundstücken, der in der schlimmsten Phase des Krieges die prächtigsten Äpfel trägt und zerstrittene Nachbarn in ihrer Not wieder zusammenbringt; der Tontopf für ein typisches bosnisches Gericht, der im Exil sehnlich vermisst wird – die einfachen Dinge des täglichen Lebens spiegeln die große Tragödie im Kleinen und lassen Schrecken und Verzweiflung unmittelbar spürbar werden: "Für die Welt, die so eingerichtet ist, wie sie es ist, gibt es eine Grundregel: Sieh zu, dass sich deine Habe auf zwei stets gepackte Taschen reduzieren lässt."
Mit einem Paukenschlag hat sich Miljenko Jergović mit diesen Geschichten in die erste Liga der europäischen Erzähler geschrieben.
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### Pressestimmen
»Jergovi s erstes Buch ist nun noch einmal neu übersetzt worden, eine Ehre, die den wenigsten Debüts widerfährt, zumal zu Lebzeiten des Autors. Die wunderbare Übersetzung von Brigitte Döbert verleiht dem scheinbar alltäglichen Ton Stimmigkeit und Eleganz. Sie erlaubt die Neuentdeckung des Debüts.« --Jörg Plath, Deutschlandradio
»Dies ist ein wirklich gutes Buch. In den Kurzgeschichten Jergovi s wurden die Kämpfe nicht fortgesetzt, wurde nicht abgerechnet und gerichtet, sondern sie zeigten das Ringen einzelner Menschen mit sich selbst und mit der plötzlich feindlichen Welt. Jergovi hatte bis dahin Gedichte geschrieben, und das erklärt seinen sicheren Griff zum passenden Wort. Jergovi s Figuren halten am Leben fest. Mit der Darstellung ihrer Nöte und zerbrechlichen Würde verteidigt der Autor bei aller philosophischen und politischen Skepsis das Humane gegen den Krieg. Dazu dient ihm eine knappe Sprache von schlichter und rauer Schönheit, die auch große Worte nicht scheut.« --Sandra Kerschbaumer, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Miljenko Jergovi ist ein Gedächtniskünstler im eigentlichen Sinne. Wie sein erzählender Totengräber hält er die Erinnerung an unzählige Leben und an den Krieg in Jugoslawien wach. Indem er Geschichten erzählt, atmosphärisch, ohne sich je im Detail zu verlieren, ironisch, doch niemals ohne Taktgefühl. Indem er sich in die Erlebnisse seiner Figuren und in ihre Verhaltensweisen hineinfrisst. Und indem er über das Geschichtenerzählen selbst nachdenkt. Am Ende lässt der erzählende Totengräber offen, ob man über die Lebenden und die Toten überhaupt etwas sagen kann. Aber man muss es versuchen, so viel ist gewiss, denn Die Welt verschwindet mit den nicht ausgesprochenen Worten. Es ist dieses trotzige Dennoch, das den Reiz von Jergovi s Erzählungen ausmacht.« --Nico Bleutge, Der Tagesspiegel