Flamenca

Flamenca
Authors
Anonym
Tags
roman-liebes
ISBN
9783888510892
Date
2021-10-06T23:00:00+00:00
Size
1.20 MB
Lang
de
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FLAMENCA wurde vermutlich in der Rouergue zwischen 1230 und 1250 in okzitanischer Sprache geschrieben.

Die geschichtlichen Ereignisse sind in der Erzählung merkwürdigerweise völlig ausgeblendet. Dabei sind sie sehr einschneidend:

Die katholischen Franzosen der Ile-de-France machten sich gerade daran die ketzerischen Katharer in der Provence mit Stumpf und Stil auszurotten. Natürlich fiel dann auch die Sprache der kirchlichen Zensur zum Opfer und wie wir wissen sehr erfolgreich: es gibt sie nicht mehr.

Beim Schrifttum war sie nicht vollständig erfolgreich. Die Lyrik der Troubadoure war zu verbreitet um vollständig unterdrückt zu werden. Aber beim nicht ganz so bekannten erzählerischen Werk in okzidentalischer Sprache, landete sie einen Kahlschlag. Es haben tatsächlich nur 2 längere Erzählungen die christlichen Scheiterhaufen überlebt. Eines davon ist die FLAMENCA. Das war so versteckt, daß es 600 Jahre lang keine Erwähnung, keine Notiz irgendwo zu ihrer Existenz gab. Völlig überraschend, gewissermassen aus dem Nichts, wurde es um 1820 in Carcassonne in einer Handschrift vom Ende des 13. Jh.s als Fragment (8096 Verse) entdeckt.

Kaum veröffentlicht mußte es sich - wie die Troubadoure - den Vorwurf der Unmoral gefallen lassen: dumme christliche Welt.

Archimbaut, Herr von Borbon (Bourbon-l’Archambault), heiratet Flamenca, Tochter des Gui de Nemur. Die Schönheit der Braut läßt selbst den zur Hochzeitsfeier geladenen König von Frankreich in Verzückung geraten. Die Königin, die dies bemerkt, warnt Archimbaut, der fortan von einer maßlosen Eifersucht geplagt wird. Er sperrt seine Frau mit zwei Dienerinnen in einen Turm, aus dem er sie nur sonntags für die Messe herausläßt. Von Flamencas Schicksal erfährt der junge Ritter Guilhem de Nivers, der sich verpflichtet fühlt, der schönen Gefangenen zu dienen. Er läßt sich in Borbon nieder und überredet den Priester, ihn als Meßdiener anzunehmen. Als solcher darf er den Gläubigen den Friedenskuß (»donar patz«) abnehmen, d.h. ihnen den Psalter zum Kuß reichen. Auf diese Weise kommt er Flamenca näher; jeden Sonntag richtet er eine Frage an sie, auf die sie eine Woche später Antwort gibt. In dem sich über Wochen hinstreckenden Dialog – »Que plans? – Mor mi. – De que? – D'amor. – Per cui? – Per vos« (»Was klagst du? – Ich sterbe! – Woran? – Aus Liebe. – Durch wen? – Durch Euch«) – vereinbaren die beiden eine Zusammenkunft im Badehaus, das aufzusuchen sie von Archimbaut mit Mühe die Erlaubnis erhält. Während dieser vor dem Badehaus aufpaßt, führt Guilhem Flamenca durch einen von ihm angelegten unterirdischen Gang von dem Bad in sein Haus. Vier Monate lang kommen Flamenca und Guilhem auf diese Weise ungestört zueinander. (Größere Textlücke.) Als Archimbaut von seiner Eifersucht genesen ist, rät Flamenca ihrem Verehrer, in seine Heimat zurückzukehren und sich durch Taten Ruhm zu erwerben. Bald darauf hört Archimbaut von dem tüchtigen Guilhem, lädt ihn zu einem Turnier ein und stellt den Ritter seiner Frau vor. Mit der Schilderung der Turnierkämpfe bricht die Handschrift ab.