Die Romantiker
- Authors
- Gowdy, Barbara
- Publisher
- Verlag Antje Kunstmann GmbH
- Tags
- roman
- ISBN
- 9783956140020
- Date
- 2015-08-15T00:00:00+00:00
- Size
- 0.68 MB
- Lang
- de
Liebe und Verlust, das sind Erfahrungen, die Louise Kirk schon als kleines Mädchen macht. Als sie neun ist, "verschwindet" ihre Mutter, die ehemalige Schönheitskönigin. Kurz danach ziehen gegenüber die Richters ein, mit Abel, ihrem Adoptivsohn, ein Außenseiter wie sie, der von allen gemocht wird. Aus einer Kinderfreundschaft entsteht eine Liebe, die Louise und Abel für ihr Leben verbindet. Dass Abel wegzieht, ändert für Louise nichts daran, im Gegenteil. Und als sie sich nach Jahren zufällig wieder begegnen, auf einer Party, da sind sie schon achtzehn und fallen sich in die Arme, als wäre keine Zeit vergangen. Dass Louise schwanger wird, weiß Abel nicht. Er geht wieder. Sie wartet und merkt bei jeder neuen Begegnung dieser immer wieder unterbrochenen Beziehung, dass sie Abel nicht dazu bewegen kann, sie so heftig und ausschließlich zu lieben, wie sie ihn liebt.
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Louise Kirk blickt auf ihr bisheriges Leben zurück. Nun, nach Abels Tod, stellt sich ihr die Frage, ob ihre Liebe zu ihm ein Gewinn oder Verlust war. Damals, als ihre Mutter, eine frühere Schönheitskönigin, über Nacht ihre Familie verließ, drohte die zehnjährige Louise, ein sprödes, aber mit einem gehörigen Schuss Selbstironie ausgestattetes Mädchen, seelisch zu verkümmern. Zusammen mit dem Vater, dem der Verlust seiner Frau den Todesstoß versetzt hatte, bildete sie fortan eine Art Elendsverband.
Alles änderte sich, als die deutschstämmigen Richters in ihre Straße zogen. In Mrs. Richter, einer herzlichen und walkürenhaften Erscheinung, erkannte Louise sofort den Mutterersatz. Der zarte Abel aber, der introvertierte Ziehsohn der Richters, sollte es sein, der Louise in seinen Bann schlagen würde. Mit ihm, dem großen Sensiblen, entdeckte sie die Natur -- und schließlich die Liebe. Eine fatale Bindung begann, die Louise das halbe Leben kosten sollte.
Gut möglich, dass Michael Naumann, Herausgeber und Chefredakteur der *Zeit*, in seiner Ratlosigkeit gegenüber der Seelenpein dieser Heldin, eine wesentliche Lebenserfahrung nie gemacht hat: Die der abhängigen, nichtsdestoweniger unerfüllten Liebe, dieser vielleicht reinsten Form von Hingabe, von den Romantikern einst auf den Altar gehoben. Ratio allein bietet keinen Schlüssel zum Verhalten von Barbara Gowdys Protagonistin.
Jahre ziehen ins Land, in denen sich das merkwürdige Pärchen weder ganz aus den Augen verliert, noch ganz zueinander findet. Abel, der allseits Beliebte, stets auf der Suche nach der Weltharmonie, muss am Ende schmerzlich erkennen, dass er durch seine Indifferenz nichts als Disharmonie in sie hineintrug. Das Liebäugeln mit dem Tode wird ihm zur Ausflucht. Der große Weltumarmer, der niemals nein (und noch weniger ja) sagen konnte -- letztlich auch nicht zu Louises uneigennütziger Liebe -- säuft sich schleichend aus ihrer beider Leben. Ein schmerzlicher Abschied.
Eine banale Story? Ein großes Buch. Groß in seinen präzisen Charakterzeichnungen und seinem genauen Blick in feinste seelische Verästelungen. Michael Naumann dürstete es offenbar danach, das Mysterium weiblicher Liebe durch Erklärungen nachvollziehbar zu machen. Barbara Gowdy kann sie ihm nicht liefern. Wie es scheint, ist auch hier der Weg das eigentliche Ziel. Gott sei dank, vielleicht! *--Ravi Unger*