Mahmud der Schlächter

Mahmud der Schlächter
Authors
Augustin, Ernst
Publisher
Suhrkamp
ISBN
9783518389966
Date
1995-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.54 MB
Lang
de
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Es ist die Geschichte Mahmuds von Ghazni, der im Jahr 1000 nach Indien zog, um ein großes Reich zu zerstören und zu errichten. Die wahre Geschichte der Wunder, Grausamkeiten, guten und bösen Lüste und der knietiefen roten Schatzhalden, in denen König Mahmud laut Überlieferung watete. Es ist auch der Streit des Autors mit seinem Geschöpf, das ein Eigenleben gewinnt, sich dem festgeschriebenen Geschichtsbild entzieht, so daß wir am Ende den Autor dem Geschöpf hinterherlaufen sehen. Mahmud bezwingt seinen ersten Widersacher schon in der Wiege, er wird mit Löwenmilch aufgezogen, er liebt und wird geliebt, und er wird eine Frau heiraten, die es gar nicht gibt. Zweimal. Er reitet Pferde, Falben, mit edlen Namen: ›Farbe des Windes‹, ›Kaiser der Pferdekaiser‹, seine Rüstung ist vergrünt, und auf seinem Schild ist eine vertrocknete Feindeshand montiert, als er über den Khyberpaß ins Halbdunkel Indiens hinabzieht. Und mit ihm die Fama, die ihn bald überholen wird. Ein atavistisch archetypisches Epos, ein Pseudoepos, wenn man will - denn die Daten sind vermutlich alle falsch -, getragen von der Urerfahrung, Sterben und Geborenwerden. Landschaften der Seele: lautlos rieselnde Wüsten, unbewacht schlafende Städte. Höhlenlabyrinthe tun sich auf, schwarze Wasser erheben sich, ›mächtige glatte Berge, unflätig zeugend und gebärend, männlich und weiblich zugleich, und von großer Angst begleitet‹. Die Märchen des Ostens beginnen immer mit den Worten: Es war und es war nicht. Wenn der rote Mörder denkt, er morde, und der Ermordete, er werde ermordet, sie wissen nicht, daß alle Wege in sich zurücklaufen, und wahr ist letzthin nur die Dichtung.