Die Manon Lescaut von Turdej

- Authors
- Wsewolod, Petrow
- Publisher
- Weidle Verlag
- Tags
- novellen
- ISBN
- 9783944818245
- Date
- 2012-08-15T00:00:00+00:00
- Size
- 0.15 MB
- Lang
- de
Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis der Hotlist 2013 als
bestes Buch aus unabhängigen Verlagen. Aus dem Russischen von Daniel
Jurjew, mit einem Stellenkommentar von Olga Martynova und einem Nachwort von
Oleg Jurjew.Ein sowjetischer Lazarettzug auf dem Weg von einer Front zur
anderen. Darin ein Petersburger Intellektueller: Gepeinigt von Herzanfällen und
Todesangst, liest er den Werther (auf Deutsch). Aber in die Lektüre drängt sich
die Geschäftigkeit der Militärärzte, Apotheker, Krankenschwestern um ihn herum.
Es ist eine seltsame Gemeinschaft, hervorgebracht zwar vom Krieg, doch bestimmt
von ganz alltäglichen Sorgen und kleinen Freuden. Bei einem längeren Aufenthalt
trifft er auf ein Mädchen, das anders scheint als alle anderen: Vera
Muschnikowa, ruhelos und romantisch, grazil und ungestüm – und sie ist jederzeit
zur Liebe bereit. Der Feingeist erliegt ihrem vulgären Zauber, erkennt in ihr
seine »sowjetische Manon« und erahnt damit bereits den dunklen Weg, den ihre
Liebe nehmen wird. »Wir kennen von Petrow viele Bücher zur
Kunstgeschichte (die auch in viele Sprachen übersetzt worden sind), aber nur
wenige Texte, die zur ›schöngeistigen Literatur‹ zählen dürfen. Eigentlich wäre,
abgesehen von ein paar philosophischen Miniaturen, allein unsere Erzählung als
solche zu bezeichnen. Dafür aber ist dieser Text einer der schönsten Prosatexte
der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Diese Erzählung, die erst
2006 veröffentlicht wurde, war nicht in einem Geheimfach verborgen worden: Jedes
Jahr an seinem Geburtstag, zu dem viele Dutzend Gäste kamen, die ganze
kulturelle Elite Leningrads , begann die Feier damit, dass der Gastgeber Auszüge
aus seiner Manon vorlas. Er verheimlichte sein Meisterwerk nicht, er reichte es
nur nicht zur Publikation in sowjetischen Zeitschriften und Verlagen ein – wer
weiß, warum: Weil er das für sinnlos hielt? Aus Ekel vor den Barbaren in den
damaligen Redaktionen? Aus der klaren Einsicht heraus, dass diese kleine
Erzählung Inhalte transportiert, die mit der Sowjetliteratur nicht kompatibel
sind – stilistisch, philosophisch und auch politisch?«Oleg Jurjew