[Cassandra 07] • In den schwarzen Wassern des Todes

Goldbraun schimmerte das Wasser des Bayous durch das grüne Blattwerk der Büsche. Eine eigenartige Stimmung herrschte hier. Die Sonnenstrahlen konnten den Urwald kaum durchdringen. Ein süßlicher Blütenduft hing in der Luft, aber es roch auch nach Moder. 

Plötzlich stockte Janice der Atem. Vor ihr lag das Boot. Es sah noch genauso aus wie vorgestern, nur der Name »Nan« war jetzt überstrichen. Janice’ Herz klopfte zum Zerspringen. Das war kein Zufall mehr! Dieses Boot musste nach ihrer Schwester benannt worden sein. Und genau wie Nans Leben war auch ihr Name ausgelöscht worden. Der Grund dafür lag auf der Hand: Niemand sollte die Familie Keremeos mit Nans Tod in Verbindung bringen. Endlich hatte Janice die Gewissheit, dass sie auf der richtigen Spur war. Sie musste nur vorsichtig sein, damit vorläufig niemand etwas von ihrem Verdacht merkte. Sie hoffte, dass sie bald weitere Stücke des Puzzles finden und das Rätsel endlich lösen würde. Janice beugte sich weiter vor, um besser in das Boot hineinsehen zu können. Einen Moment lang hatte sie den unsinnigen Gedanken, sie könnte darin etwas entdecken, was Nan gehört hatte. Im selben Augenblick, in dem sie die scheußliche Wasserschlange erblickte, rutschte der Boden unter ihren Füßen weg, und sie fiel mit einem Aufschrei in das sumpfige, modrig riechende Wasser. Durch den aufspritzenden Schlamm hindurch sah sie, wie ein Alligator auf sie zuglitt. Panik erfasste Janice. Wild schlug sie um sich und versuchte verzweifelt, hinter sich Grund zu fassen. Doch irgend etwas schien sie unbarmherzig in die Tiefe ziehen zu wollen. Sie öffnete den Mund zu einem Schrei, dabei schwappte ihr fauliges Wasser ins Gesicht und erstickte ihren Schrei in einem Gurgeln. Janice rang entsetzt nach Luft. Überdeutlich stand der Tod ihrer Schwester ihr vor Augen. Musste sie jetzt das gleiche Schicksal erleiden?