[Die Katze 04] • Die Schattenjagd

Mit einem Ruck blieb Linda Faber mitten auf dem Domplatz stehen. Ein junger Mann in Jeans und T-Shirt rannte von hinten gegen sie, entschuldigte sich und zischte im Weiterrennen etwas, das wie »Blindes Huhn!« klang. Sie hob die Hand vor die Augen, denn die schrägstehende Sonne blendete sie. Dann zwinkerte sie heftig, aber das Bild blieb: Aus dem Portal des Kölner Doms war ein Mann herausgekommen, und jetzt ging er eiligen Schrittes hinüber zu den Treppen, die auf den Bahnhofsvorplatz führten. Gelder, der Erpresser! Gelder, der Killer – den sie selbst hatte vor Gericht bringen helfen. Gelder, der zu 25 Jahren Knast verurteilt worden war und davon noch 20 vor sich hatte …

Linda war völlig sicher.

Sie sah, wie Gelder auf einer der Treppen hinunter zum Bahnhofsplatz wegtauchte, und lief hinterher. Sie hatte im Kölner Polizeipräsidium am Waidmarkt zu tun gehabt. Da sie den Nachmittag zu einem Bummel durch die Stadt der Kirchen und Kneipen nutzen wollte, hatte sie ihren Wagen in der Tiefgarage unter dem Domplatz abgestellt und konnte nun eigentlich in aller Ruhe nach Frankfurt, nach Hause, fahren. Aber die unvermutete Begegnung mit Gelder … Wo war er jetzt überhaupt?