Karlchen

Hier geht es um Karlchen. Seit September 1975 wohnt der Fünfjährige mit seinen Eltern in einem Neubaublock im 10. Stock. Es geht auch um das Ehepaar Hermes.

Anfang November 1910 haben sie geheiratet. Da ist im November 1975 ihre eiserne Hochzeit fällig. Ein seltenes Fest — 65 Jahre gemeinsames Leben! Und — es geht um gute, aufrichtige Nachbarschaft im 10. Stock. Daß sie nötig ist, weiß jedermann. Daß sie möglich ist, zeigt manche erfreuliche Wirklichkeit, zeigt auch dieses Buch. Die 10. Etage... Da sind Köhlers — der zwölfjährige Sohn Wolfgang reagiert auf die Trennung der Eltern mit hilfloser Aggression. Da ist der Junggeselle Martin Felscher, der Trompete bläst und ein sehr altes Auto fährt. Da ist die Krankenschwester Annegret Friedrich mit der siebenjährigen Tochter Aline. Da ist Herr Söser, Vorsitzender der Schiedskommission, mit seiner Frau. Da sind die alten Hermes’, Familie Vilmer mit Karlchen, und da ist der schweigsame, tatkräftige Hausmeister Wehrhahn.

Die Autorin will Möglichkeiten der Verantwortung füreinander aufzeigen, die praktikabel sind, ohne zu einer Einengung des notwendigen Freizeitbedarfs zu führen. Neue Formen der Nachbarschaft sind gefragt in einem Neubaublock, manchmal auch Mut zu Sich-Einmischen...

Karlchen wirkt daran mit, daß die Etagennachbarn zueinanderfinden.

Er rechnet — so klein er ist — mit Gottes Wirklichkeit und Nähe: Für ihn wohnt Gott fast überall, vor allem dort, wo Menschen freundlich zueinander sind, wo gute Gedanken vorherrschen. Das Fest der eisernen Hochzeit steht am Schluß der Geschichte — für Karlchen ein Fest der guten Gemeinschaft. Für die Erwachsenen ist es — dank einem freundlichen Kind mit vielen Fragen und einem offenen Herzen — nicht anders.