Das Wetter vor 15 Jahren

Das Wetter vor 15 Jahren
Authors
Haas, Wolf
Publisher
Hoffmann & Campe Verlag
Tags
roman
ISBN
9783455400045
Date
2006-09-04T00:00:00+00:00
Size
0.25 MB
Lang
de
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Der österreichische Autor Wolf Haas schreibt Krimis. Gute

Krimis, um genau zu sein. Die mal schnoddrigen, mal launigen, immer aber vor

allem auch sprachwitzigen Bücher rund um seine Hauptgestalt, den Privatdetektiv

Brenner, sind zu Recht berühmt. Jetzt hat Haas wieder einen Detektivroman

geschrieben, aber einen, der sich als Liebesgeschichte tarnt. Und der aus ganz

anderen Gründen Schnüfflergeschick erfordert. Denn eigentlich ist der Roman

nicht mal ein Liebesroman. Das Wetter vor 15 Jahren nämlich ist ein Roman

über einen Liebesroman -- in Form eines viertägigen Interviews, dass

konsequent in Dialogform geführt wird: ein Mitschnitt-Interview, das ein

(fiktiver) Autor namens Wolf Haas mit einer typischen Journalistin führt.

Allmählich erst entschlüsselt sich dem Leser die Geschichte, der Plot und die

Hintergründe des eigentlich ja nie geschriebenen Buchs: wie in einem echten

Krimi eben.

Die Geschichte selbst ist schnell erzählt. Jedes Jahr zur Urlaubszeit fährt

Vittorio Kowalski mit seinen Eltern aus dem Ruhrgebiet ins österreichische

Farnach. Hier lernt er Anni kennen, die er anschließend 15 Jahre lang aus den

Augen, nicht aber aus dem Gedächtnis verliert. Während der Zeit ohne Anni

beschäftigt sich Vittorio mit dem Farnach’schen Wetter, das er für jeden

folgenden Tag auswendig weiß. Mit diesem Wissen schafft er es sogar zum

Wettkönig von Thomas Gottschalks „Wetten, dass...?“ (obwohl er auf die Frage

nach dem Wetter am letzten Tag, an dem er Anni sah, also am ersten Tag seines

Wettergedächtnisses, fast keine Antwort weiß). Durch eine gefälschte Karte

seines Freundes Riemer, die angeblich von Anni stammt, wird er in den

Tourismusort nach Österreich zurückgelockt -- nur, um zu erfahren, dass seine

Jugendliebe in den nächsten Tagen den Hotelbesitzer Lukki heiraten soll, der

Vittorio schon als Kind die Hölle heiß gemacht hat. Aber vielleicht kann der

junge Mann aus dem Ruhrpott doch noch das Schlimmste verhindern?

Gegen Mitte des Buches gibt es dann doch noch einen Toten -- eine Passage,

die anzeigt, dass Vittorio und Anni im doppelten Sinne ihre Unschuld verloren

haben. Und auch das Ende des Buches ist ein wahrer Paukenschlag. Mit Das Wetter

vor 15 Jahren hat Haas bewiesen, dass er auch spannende und originelle Bücher

schreiben kann, wenn er gerade einmal keine Krimis schreibt. Und dass diese eben

doch so was wie Krimis sind. --Thomas Köster