Das scharlachrote J

- Authors
- Strumpf, Marcelo
- Tags
- roman
- Date
- 0101-01-01T00:00:00+00:00
- Size
- 0.30 MB
- Lang
- de
Eingebettet in einem Kriminalfall, wird das dramatische Schicksal einer Berliner Jüdin aufgerollt, die dem Holocaust durch ihre Emigration entfliehen kann, nicht jedoch den Folgen, die der Holocaust für sie und ihre Familie hat. Ruth ist 26, als sie 1938 ihre Eltern schweren Herzens in Berlin zurücklässt und sich mit ihrer unehelichen, damals 5-jährigen Tochter in Cannes einschifft. Sie will in Südamerika ein neues Leben beginnen. An Bord des Schiffes nach Montevideo begegnet die 26-jährige dem attraktiven Hubertus Falkenstein, der – was Ruth nicht weiß – der neue Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP in Uruguay ist. Nachdem Falkenstein sie zu erobern versucht und auf ihren Widerstand stößt, findet er heraus, dass Ruth als staatenlose Jüdin mit einem nicht vorschriftsmäßig gekennzeichneten Fremdenpass unterwegs ist. Dieses Wissen nützt Falkenstein aus, um Ruth sexuell zu nötigen. Er droht ihr, sie und ihre Tochter wieder zurück nach Deutschland schicken zu lassen, falls sie sich ihm nicht hingibt. Daraufhin beschließt Ruth, Falkenstein loszuwerden. Wenige Tage danach stirbt er an Bord des Schiffes an einer Überdosis Atropin. 60 Jahre später wird Ruth, die ihren Mann und ihre Tochter überlebt hat, in einer Seniorenresidenz in Buenos Aires auch mit Atropin vergiftet.
Während die Polizei ermittelt, begibt sich ihr Enkel, Ricardo Sommerfeld, auf Spurensuche und entnimmt den Tagebüchern seiner Großmutter für ihn schier unglaubliche Details aus Ruths Leben. Die Lektüre der Tagebücher wirft viele Fragen auf: Hat seine Großmutter Hubertus Falkenstein tatsächlich auf dem Gewissen? Und was ist aus dem Baby geworden, von dem sie berichtet und das sie nach ihrer Ankunft in Montevideo 1939 zur Welt brachte, aber weggab, weil sie es für das Kind von Hubertus Falkenstein hielt? Ist es Zufall, dass sie 60 Jahre später auch mit Atropin vergiftet wurde? Ricardo beginnt zu ahnen, dass der Tod seiner Großmutter mit den in den Tagebüchern geschilderten dramatischen Erlebnissen zu tun haben könnte – Erlebnissen, die seine Großmutter in eine in sich gekehrte und resignierte Frau verwandelten. Auf der Suche nach Antworten begegnet er Menschen, die Ruth als einst selbstbewusste und zu allem entschlossene Frau kannten: sogar dazu entschlossen, den Tod ihrer von den Nazis deportierten Eltern zu rächen und einer Gruppe nach Argentinien geflohener deutscher Nazis das Handwerk zu legen. Dass Ruth Levins Leben und Tod – ein Geflecht aus politischen Wirren, vermeintlichen Zufällen, Fehlentscheidungen und Trugschlüssen – nachwirkt und auch Ricardos Leben gefährdet, ahnt er nicht.
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