Überwindung - Tagebücher und Aufzeichnungenaus dem Kriege

- Authors
- Jochen Klepper
- Publisher
- Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart
- Date
- 1958
- Size
- 6.92 MB
- Lang
- de
Das große Tagebuch „Unter dem Schatten deiner Flügel“ berichtet nur kurz über das knappe Jahr, das Jochen Klepper, fern der geliebten, so gefährdeten Familie, als Soldat auf dem Balkan und in Rußland zubrachte, bis er, der Mann einer jüdischen Frau, wegen „Wehrunwürdigkeit“ entlassen wurde.
Wie er seine Soldatenzeit verbrachte und was sie für ihn bedeutete, erfahren wir jetzt aus diesem Kriegstagebuch. Auch während dieser Monate notierte er täglich, was er erlebte. Daneben entstanden, im Zusammenhang mit einem ihm erteilten Auftrag, größere Niederschriften über einzelne Erlebnisse, Berichte über den Vormarsch, mitunter aus nur wenigen Tagebuchzeilen erwachsen. All dies vereinigt das Buch und schließt auch einen vor Kameraden gehaltenen Vortrag über seine Friedrich-Wilhelm I.-Bücher ein, so daß wir hier die wesentlichen Äußerungen Kleppers aus diesem Jahr im Osten beisammen haben.
Diese Aufzeichnungen aus dem Krieg haben einen anderen Ton, eine härtere Fügung als die Tagebuchblätter in der Heimat. Der Druck, der das Leben im engen, zur Zuflucht ausgebauten Kreis seiner Familie immer unerträglicher gemacht hat, ist fortgefallen, wenn auch nie vergessen. Er ist in eine andere Welt versetzt, Mann unter Männern, in seinem Sein, seinem Werk anerkannt. Weite und Offenheit, Fremde und Abenteuer lassen ihn nicht unberührt. Wohl heißt es: „Mein Kummer begleitet mich täglich“ aber er wird doch „innerlich ganz frei“, er findet hin zur „Überwindung“. Er weiß: „Ein unsichtbares Heer ist mit uns ausgezogen und bringt uns an den Ort, den Gott bereitet hat, es sei im Himmel oder auf Erden.“
Dieses Kriegstagebuch ist nicht nur eine Ergänzung des großen Tagebuches. Es ist etwas Neues und Besonderes; es zeigt uns auch mit zwingender Deutlichkeit, daß der Schriftsteller Jochen Klepper, der unter dem Furchtbaren daheim nicht mehr zum Gestalten gekommen war, keineswegs am Ende seiner dichterischen Kraft war - so voll Anschauung, voll Farbe, voll Leben sind seine Niederschriften, trotz der Anstrengungen des Vormarsches, des knappen Schlafes und der primitiven Verhältnisse. Zwar schreibt hier immer noch der gleiche Mann in seiner fraglosen Gläubigkeit, seiner fraglosen Verbundenheit mit seinem Volke und seiner Geschichte aber diese Verbundenheit im Glauben und in der Geschichte ist lebendiger, aktueller - aus der Teilhabe am Leben der Kameraden. Auch von hier aus fällt ein neues Licht auf das, was bei Klepper „Überwindung“ heißt und auf das furchtbare Ende, das sein Leben, über ein Jahr nach seiner Heimkehr aus dem Kriege, beschließt, das Leben der drei - in der absoluten Einsamkeit vor Gott.