Gottes erste Diener
![Gottes erste Diener](/cover/gkVb5ZeKbg7taMFr/big/Gottes%20erste%20Diener.jpg)
- Authors
- Rosa, Peter de
- Publisher
- Knaus, Albrecht Verlag
- Tags
- sachbuch
- ISBN
- 9783426048078
- Date
- 2002-05-31T22:00:00+00:00
- Size
- 1.54 MB
- Lang
- de
Da schreibt ein Insider eine wirklich exzellente Darstellung über die Geschichte des Papsttums und seine jahrhundertelangen "Ausrutscher" , die durchaus keine Ausrutscher mehr sind , sondern mit dem Stichwort "kriminelle Handlungen" noch viel zu sanft beschrieben werden . Trotzdem tritt dieser Mann , der dem Priestertum mit all seiner Falschheit und Verlogenheit den Rücken gekehrt hat , letztendlich doch für (!) einen Erhalt des Papsttums ein ! Dem unbefangenen Leser , der durch und durch antireligiös eingestellt ist , läuft es ob solcher unverständlicher Hybris geradezu kalt über den Rücken . de Rosa beschreibt wirklich minutiös die 2000-jährige Geschichte einer Institution , die seit eh und je nach dem Motto gehandelt hat "Der Zweck heiligt die Mittel" . Er beschreibt wie hinterhältig und verlogen das Papsttum stets darauf bedacht war , seine aus sich selbst herrührenden Machtansprüche durchzusetzen . Er zeigt schonungslos die Frauenfeindlichkeit dieser Institution auf - und tritt gleichzeitig für deren Fortbestand ein . Offensichtlich kann er sich trotz seines kritisch-analytischen Verstandes nicht von der "einzig wahren Kirche" lösen , sondern tritt sozusagen für eine "innerkirchliche Reformation" ein . Die Konsequenz aus den sorgfältigen Recherchen de Rosas könnte an sich nur sein zu fordern , diese gesamte Religion schnellstens lautlos zu Grabe zu tragen . Dem steht aber der tiefverwurzelte Katholizismus de Rosas dem Augenschein entgegen . Dass er trotz allem zur ecclesia steht , belegt sich auch darin , dass er der Geschichte um die (angebliche ?) Päpstin Johanna gerade mal ein paar Zeilen widmet , ansonsten aber streng der Kirchenmeinung folgt , dass es diese Dame nicht gegeben haben kann , weil es sie nicht gegeben haben darf . So kann man nicht argumentieren , wenn man wirklich wissenschaftlich präzise arbeiten will ! Sicherlich nicht nur zu meinem Bedauern hat es de Rosa versäumt , sich einmal um die Ursprünge der drei grossen , durchweg nicht konstruktiven , sondern menschenverachtenden , je geradezu menschenvernichtenden Religionen Judentum , Christentum und Islam (in der historischen Reihenfolge genannt) zu beschäftigen . Vieles würde dann klarer , verständlicher - und auch einfacher zu beseitigen sein . Tatsache ist , dass alle drei monotheistischen Religionen auf dem altägytischen Sonnengott Ra (auch Re genannt) aufbauen . Ein gewisser Moses (wie die Juden selbst ein Araber !) ernannte sich selbst zum Führer eines versklavten arabischen (!) Stammes (Sklaverei war damals etwas völlig Normales) , "erfand" für seine Schäfchen den speziellen Stammesgott Jahwe / Jehova , der keine Konkurrenten duldete (= Verschärfung der Ansprüche des Ra !) , erzählte diesem Stamm etwas vom gelobten Land , führte diesen Stamm schliesslich etwa in die Gegend , die heute Israel genannt wird , sorgte dort mit viel Blut und Tränen und Tod und Verzweiflung dafür , dass die Kanaaniter vertrieben und / oder vernichtet wurden (die Einwohner von Jericho wurden sicherlich nicht höflich zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert !) und begründete im "Gelobten Land" das Judentum . Dass Juden und Araber tatsächlich eine gemeinsame Wurzel haben , ist inzwischen von Sprachkundlern genauso belegt wie von Genetikern ! Aber Bruderkriege sind bekanntlich immer die brutalsten Kriege überhaupt ! Etliche Jahrzehnte vor (!) der Geburt eines gewissen Jesus entstand das , was später als Christentum bezeichnet werden sollte . Aber dieser Jesus war offensichtlich ein besserer PR-Mann als seine Vorgänger und verschaffte der neuen Richtung des Judentums plötzlich Zulauf , den es in dieser Form vorher nicht gegeben hatte . Und noch einmal 600 Jahre später kommt ein neuer Prophet , baut die ganzen Sachen noch einmal ein bisschen um und gründet die dritte Religion , die sich - bei korrekter analytischer Betrachtung - auf Ra zurückführen lässt . Und alle drei Religionen haben nichts anderes zu tun als sich gegenseitig der Häresie zu beschuldigen und die jeweils Andersgläubigen abzuschlachten . Diese Aspekte , die historisch nicht bestreitbar sind , vermisse ich in dem Buch de Rosas vollständig ! Statt dessen verbeisst sich de Rosa in Nebensächlichkeiten wie in das "Problem" , warum Jesus am Kreuz ein Lendentuch getragen habe ; die Schlussfolgerungen , die er zieht , können nur mit seiner nach wie vor stockkatholischen Grundeinstellung erklärt werden . Immerhin hätte er dabei Gelegenheit gehabt , sich einmal mit einigen barbarischen Sitten des Judentums und des Islam (wie der Beschneidung oder dem Schächten) auseinander zu setzen ; bezeichnend für mich ist , dass er dies nicht tut . Der Mann ist zweifellos ein guter Wissenschaftler ; aber der katholische "background" - wie man auf Neu-Hochdeutsch sagt - lässt ihn nicht aus einen Fängen . Und das ist das , was eigentlich an diesem ausserordentlich lesenswerten Buch so schade ist . Bezeichnend ist für mich auch , dass sich de Rosa in seinem kurzen Vorwort selbst als "Freund der Kirche , nicht als Feind" bezeichnet . Obwohl er der ecclesia den Rücken gekehrt hat , fürchtet er offensichtlich die Macht (und die Rache ?) des Papsttums ; er weiss wohl , wovon er spricht ! Der Grundaufbau des hervorragenden Buchs verdient fünf Sterne ; aber meine obigen Anmerkungen veranlassen mich , die Gesamtbewertung auf vier Stern zu reduzieren .