Voltaires Kalligraph
- Authors
- Santis, Pablo De
- Publisher
- Unions Verlag
- Tags
- roman-historisch
- ISBN
- 9783293306165
- Date
- 2015-11-16T00:00:00+00:00
- Size
- 4.14 MB
- Lang
- de
Staunend folgen wir dem Kalligraphen Dalessius durch die Wunder des 18. Jahrhunderts: Automaten, erfinderische Henker, sonderliche Bordelle, frühe Computer, Hinrichtungsmaschinen, Teiche voller giftiger Fische, düstere Schlösser und die Linienkutschen für Leichen sind alle in den Kampf der Aufklärung gegen die finsteren Mächte des untergehenden Ancien Régime verstrickt. Voltaire und Dalessius decken einen ungeheuren Coup des Klerus auf, aber können sie ihn auch verhindern?
Pablo De Santis erzählt uns die Zeit vor der Französischen Revolution so, wie wir sie garantiert noch nie gesehen haben.
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Als Dalessius den Hafen erreicht, hat er neben vier tintenbefleckten Hemden und seinem Schreibwerkzeug auch eine Reliquie des 18. Jahrhunderts im Gepäck: das Herz des Philosophen Voltaire, in dessen Diensten er einst stand. "Sobald irgendein Sammler in Paris einem Antiquar gegenüber vertrauensvoll den Namen Voltaire fallen lässt, wird er sofort in ein Hinterzimmer geführt, wo man ihm unter dem Mantel der Verschwiegenheit ein Herz zeigt, das eher einem Stein gleicht und in einem goldenen Kasten oder einer Urne aus Marmor ruht", heißt es im neuen Roman des argentinischen Autors Pablo De Santis. Der Kalligraph Dalessius aber behauptet, das echte Herz Voltaires in einem Glaskasten mit auf die Reise genommen zu haben. Damit seine Blätter nicht fortwehen, benutzt er es in der Folge als Beschwerung.
Pablo De Santis hat seinem Protagonisten auf jeden Fall ein echtes Herz mitgegeben, derart farbig und lebendig hat er ihn gezeichnet. Er erzählt von seiner Flucht und den Abenteuern mit Voltaire, mit dem gemeinsam er ein großes Komplott des Klerus zur Zeit der Französischen Revolution entdeckt, als wäre er bei all dem selbst dabei gewesen. Und er zeigt uns die Dialektik einer Aufklärung, die sich in falschen Automaten, merkwürdigen Bordellen, industrialisierten Hinrichtungen und einem regen, säkularisierten Reliquienhandel erging. Damit trifft er die Zeit tatsächlich auf überaus poetische Weise mitten ins Herz.
In Monsieur de Vidors Schule für Kalligraphie, in der De Santis' Protagonist sein schönes Handwerk erlernt, gibt es einen Saal, der an beiden Seiten mit Fenstern versehen ist. Diese Fenster müssen auf Geheiß der Verantwortlichen immer geöffnet sein, sogar im Winter: "Denn man glaubte, dass ein gut gelüfteter Raum die beste Voraussetzung für einen gelungenen Buchstaben war", heißt es im Roman. Wenn dem so ist, dann hat De Santis *Voltaires Kalligraph* wohl in absolut frostiger Kälte verfasst. Denn da ist jedes Wort so perfekt gesetzt, als habe er es im verschnörkelten Stil vergangener Jahrhunderte mit Federkiel und Tinte auf das Papier gebracht. *--Stefan Kellerer*