Die Politikverdrossenheit des Bürgers · Vertrauensverlust gegenüber den Eliten, Entfremdung gegenüber dem Staat, Neo-Feudalismus der Lobbyisten

Die Demokratie befindet sich in der Krise. Sie erreicht die Menschen nicht mehr, die sich massenhaft still und leise resignierend abwenden, weil sie dem gesamten demokratischen Procedere mit seinen weltfremden staatlichen Institutionen die Lösung der aktuellen Probleme ihres Landes nicht länger zutrauen. Versagt also die Demokratie bei der Problembewältigung – oder haben die Bürger von der Politik nur einen falschen Eindruck? Erwarten die Bürger das Unmögliche, oder ist die Politik ihres Landes von Korruption und Lobbyismus gekapert worden? Klar ist auf jeden Fall, dass besonders die repräsentative Demokratie nur dann funktioniert, wenn sich die Bürger von ihren gewählten "Volksvertretern" auch repräsentiert fühlen - und genau das ist bei nahezu sämtlichen der sog. "Altparteien" europaweit nicht mehr der Fall. Das gesamte politische System des "Westens" ist gerade dabei, das Vertrauen seiner einheimischen Bevölkerungen zu verspielen. Die Verdrossenheit der Bürger gegenüber ihrem politischen System, gegenüber dem Parlament, den Medien und allen sonstigen Eliten erreicht immer neue Höchststände. Und wer dem trotzigen Abwehrlamento der "Etablierten" lauscht, der bekommt tatsächlich das Gefühl, dass diese "Eliten" wahrlich nichts mehr begriffen und auch nichts mehr mit dem eigentlichen Volk gemein haben. Die "Eliten" wirken inzwischen vielmehr so abgehoben wie einst der feudale Adel. Die Entfremdung zwischen den Bügern und ihren (noch) offiziellen Repräsentanten ist bedrohlich angewachsen und der daraus resultierende gesellschaftliche Schaden allmählich irreparabel. Das ganze kommt einem schon vor wie die aufziehende parlamentarische Dämmerung. Längst riecht es brenzlig nach Revolution, und zwar nicht von "unten", sondern aus der prallen Mitte der Gesellschaft der mittlerweile hochgradig genervten Bürger.