[Geschichte(n) aus Wien 06] • 1918. · Ende & Anfang

[Geschichte(n) aus Wien 06] • 1918. · Ende & Anfang
Authors
Herz, Tobias
Publisher
Buch-Kreativ
Date
2017-05-12T00:00:00+00:00
Size
2.12 MB
Lang
de
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2018 feiert Österreich den 100jährigen Bestand der Republik; unterbrochen nur durch die Zeit von 1938 - 1945; als die damaligen Österreicher begeistert und mehrheitlich in den Sumpf der braunen Diktatur gestiegen sind. Ich weiß es nicht, welche Partei 2018 die Regierungsverantwortung tragen wird, aber ich hoffe, dass sie die Fehler der ersten Republik nicht wiederholen wird. Die politische und geographische Situation ist in Europa unserer Tage zwar eine ganz andere, wie vor hundert Jahren; ob eine sinnvollere, wage ich nicht zu beurteilen! Wer sich aber heute ein wenig mit dem politischen Tagesgeschehen beschäftigt, wird nicht umhin können festzustellen, dass die Drachen des Nationalismus und des Protektionismus wieder ihre Mäuler offen haben und in Teilen Europas bereits ihren giftigen Atem verspucken; kurzsichtige - eigentlich dumme - Menschen klatschen dazu Beifall! 1918 brachen Staaten auseinander, die Jahrhundertelang eine Einheit waren, wie etwa die Donaumonarchie! Die für viele Politiker dieser Zeit neue und ungewohnte Regierungsform einer parlamentarischen Demokratie musste erst erlernt und verstanden werden. Auch gab niemand damals dem kleinen Restösterreich eine Überlebenschance; auch nicht die Sieger des Ersten Weltkrieges. Die Sieger, die durch ihre nur von Rache geprägten Friedensverträge von 1919 das Fundament für den nächsten, noch schrecklicheren, Krieg legten. Die Zuweisung der alleinigen Kriegsschuld an die Verlierer war ein ebenso kurzsichtiger wie dummer Akt. Sie verhalf einige Jahre später dem Österreicher Adolf Hitler und seinen Kumpanen zur Macht. Auch im - noch bestehenden – Österreich wurden die revisionistischen Gedanken der braunen Gangster aufgenommen. Ja, man versuchte sogar den Hitler zu überhitlern. Die Austrofaschisten wollten besser sein, als ihr Braunauer Vorbild. Teilweise gelang ihnen das auch; führende Nazis und Rassefanatiker kamen aus Österreich. Der im alten Habsburgerreich latente Antisemitismus war leider auch das Vorbild für Hitlers Rassenwahn. Neue, fortschrittliche Bewegungen wie etwa die Sozialdemokratie sahen dieser greulichen Entwicklung tatenlos zu; waren sogar Befürworter eines Großdeutschen Reiches. Wie etwa der in Österreich immer noch hoch verehrte Wetterhahn Karl Renner und andere. Einzig die Marxisten erkannten von Beginn an die braune Gefahr und versuchten sich dagegen nach Kräften zu wehren; vergeblich! Den - katholischen und meist auch noch kaisertreuen - Politikern des unseligen Ständestaates schien die braune Gefahr immer noch geringer, als die rote! So nannte etwa Kurt Schuschnigg, der letzte Kanzler der ersten Republik, den Kaisersohn Ott noch 1938 Eure Majestät.Die Habsburger waren 1919 des Landes verwiesen worden und Adelstitel waren abgeschafft! Ein Fauxpas, der einem demokratischen Republikaner eigentlich nicht hätte unterlaufen dürfen. Schuschnigg allerdings war, wie seine Vorgänger, weder Demokrat noch Republikaner! Unter seiner Kanzlerschaft gab es in Anhaltelagern des Regimes mehr als 16000 inhaftierte Regimegegner; Kommunisten, Sozialisten und Nationalsozialisten. Letztere wurden 1938 als Märtyrer entlassen, erstere wurden in die Nazi-KZ’s verschleppt! Der von den meisten Österreichern so herbei gesehnte Anschluss 1938 war in erster Linie ein gewaltiger Raubzug und hat vermutlich das Nazireich vor einem drohenden Staatsbankrott gerettet. Die hochgelobte Beschäftigungspolitik der Nazis basierte in erster Linie auf gewaltigen Rüstungsanstrengungen und auch auf österreichischen Rohstoffen, wie Erz, Erdöl und mehr. Blicken Sie mit diesem Buch ein wenig hinter die Kulissen der Ersten Republik und des unseligen Ständestaates, der das Land letztendlich in den Untergang geführt hat.