Hexental · Schleier der Angst

Das Farbenmeer der Teleportation umfing mich und entließ mich einen Wimpernschlag später in einem weiteren dunklen Gebäude. Ich taumelte einen Schritt vorwärts und fing mich an einem Regal ab. Der Geruch unzähliger Bücher empfing mich und verriet mir, dass ich mich, wie geplant in der Universitätsbibliothek befand. Der Regen peitschte noch immer in dichten Fahnen gegen die hohen Scheiben und hin und wieder brach sich das grelle Licht aus Autoscheinwerfern in den öligen Schlieren. Der kleine Supermarkt, den ich gerade geplündert hatte, lag jetzt am anderen Ende der Stadt, aber dafür war das Portal in meine Welt nur eine Armlänge entfernt.

Ich atmete erleichtert ein und starrte auf meine zitternden Hände.

Ich hätte natürlich auch für den Hinweg einen Runenkreis statt des Busses nutzen können, aber drei Teleportationen kurz hintereinander waren zu viel für mich, das hatte ich bereits ausprobiert.

Morgen würde sich vielleicht jemand über das offene Fenster in der Damentoilette neben dem Ausleihtresen wundern, aber bis jetzt lief alles glatt.

Magie hatte ihren Preis und die vielen Zauber, die ich heute Nacht gewirkt hatte, begannen allmählich ihren Tribut zu fordern. Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und gönnte mir einige Minuten Pause, in denen ich nur dem dumpfen Prasseln des Regens lauschte.

Wie es sich wohl in einer Welt lebt, in der niemand Angst vor dem Archon und der Verderbnis haben muss ...

... oder davor, als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.

Ich bin Sina Asante und dies ist mein Kampf gegen den Hohen Archon um das Schicksal meines Volkes und meinen Freund Ryan.

Aber eigentlich weiß ich noch nicht einmal, ob er überhaupt mein Freund ist …