Endspiel

Die Band der Royal Inniskilling Fusiliers spielte Johann Strauß, Rodgers Hammerstein und Irving Berlin. Die Queen mochte keine Märsche. Roger Vincent neigte den Kopf, wie das Protokoll es vorschrieb. Eine leichte Berührung mit dem Schwert, ein Ordenskreuz im Samtkästchen, eine Urkunde. "Wir freuen uns, Sir Roger", sagte die bekannte helle Stimme, aber es war nicht ganz klar, ob sie die Freude aller Anwesenden ausdrückte oder im Pluralis Majestatis sprach. 

+++ Der Marmordeckel des Sarkophags war aus einem Stück gemeißelt. Vincent setzte den Wagenheber an und hob den Deckel. Er nahm die Stablampe und leuchtete hinein. Der Zinksarg reflektierte matt das Licht. Er nahm den Bohrer. Geduldig setzte er Loch an Loch. Ein Schlag mit dem Hammer. Das runde Stück Blech fiel in den Sarg. Er richtete den Strahl in die Öffnung und sah lange hinein. Er sah den Sandsack und meinte Tante Vicky's Stimme zu hören: "Gewöhnlich nahm dein Vater den Zug bis Newcastle Emlyn, und ich holte ihn dort ab. Aber irgendwann kam er dann doch mal mit dem Wagen. Das war kurz vor seinem Jagdunfall in Rhodesien." Und plötzlich begriff John Vincent. +++ In einem alten Waliser Farmhaus findet das Endspiel statt.

### Über den Autor und weitere Mitwirkende

Seine ersten Stories veröffentlichte Pierre Frei als 16jähriger Gymnasiast. Das Studium verdiente sich der gebürtige Berliner mit Rundfunk und Zeitungsreportagen. Später ging er als freier Auslandskorrespondent nach Kairo, New York, Rom und London und arbeitete außerdem für Film, Funk und Fernsehen. Sein Roman "Onkel Toms Hütte, Berlin" ist ein internationaler Bestseller und wurde in 30 Sprachen übersetzt, darunter ins Chinesische und Japanische. Auf seiner Farm in Wales schrieb der Autor auch zahlreiche Short Stories. Pierre Frei lebt heute mit seiner französischen Frau, einer Innendekorateurin, auf seinem Château im Südwesten Frankreichs.