[The Horus Heresy 02] • Falsche Götter

[The Horus Heresy 02] • Falsche Götter
Authors
McNeill, Graham & Jentzsch, Christian
Publisher
Heyne
Tags
roman-science fiction
ISBN
9783453525580
Date
2006-01-01T08:00:00+00:00
Size
0.52 MB
Lang
de
Downloaded: 76 times

Horus, der bevorzugte Sohn des Imperators und neuer Kriegsmeister, muss sich gegen die Feindschaft seiner Brüder zur Wehr setzen und sich seinem inneren Dämon stellen. Kann er den Versuchungen des Chaos widerstehen – oder wird er die Menschheit in einen Bürgerkrieg stürzen?

Im zweiten Teil der spannenden „Warhammer-40.000“-Subserie hängt das Schicksal der Galaxis an der Entscheidung eines einzelnen Mannes: Loyalität oder Verrat …

Warhammer 40.000 – ein Muss für alle Fans von „World of Warcraft“ und „Halo“!

Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

Ich war da an dem Tag, als Horus fiel...

"Die Torheit der Menschen besteht darin zu glauben, dass sie große Schauspieler auf der Bühne der Geschichte sind und ihre Handlungen Einfluss auf den großen Fluss der Zeit haben. Ein mächtiger Mann mag sich an die wärmende Vorstellung klammern, er könne ruhig schlafen, weil sich ohne ihn die Welt nicht drehen, die Berge einstürzen und die Meere austrocknen würden. Aber wenn uns die Geschichte überhaupt etwas gelehrt hat, dann doch, dass letzten Endes alles vergänglich ist. Unzählige Zivilisationen vor uns sind nur noch Staub und Knochen und die größten Helden ihrer Zeit nur noch vergessene Legenden. Niemand lebt ewig, und wie die Erinnerung, so verblasst auch das Andenken an sie. Dies ist eine universelle Wahrheit und ein unabdingbares Gesetz, das trotz der Proteste der Eitlen, der Arroganten und Tyrannischen nicht bestritten werden kann. Horus war die Ausnahme."

- Kyril Sindermann, Vorrede an die Memoratoren

"Tausend Klischees wären nötig, um den Kriegsmeister zu beschreiben, und jedes wäre wahrer als das vorherige."

- Petronella Vivar, Palatina Majoria von Haus Carpinus "Alles verkommt in den Händen von Menschen."

- Ignace Karkasy, Meditationen über den elegischen Helden

Eins

Sprössling Terras Koloss

Rebellenmond

MAGNUS DER ZYKLOP, Rogal Dorn, Leman Russ: Namen, in denen Geschichte mitschwang, Namen, die Geschichte schrieben. Ihr Blick folgte der Liste weiter aufwärts: Corax. Konrad Curze, genannt Night Haunter. Angron ... und immer so weiter durch ein Vermächtnis aus Heldentum und Eroberung, von Welten, die im Namen des Imperators in das beständig expandierende Imperium der Menschheit eingegliedert worden waren.

Allein der Klang der Namen in ihrem Kopf verursachte ihr ein Kribbeln.

Aber größer als alle anderen war der Name ganz oben auf der Liste.

Horus: der Kriegsmeister.

Lupercal nannten ihn seine Soldaten - ein Kosename für ihren geliebten Kommandanten. Ein Name, im Feuer der Schlacht erworben: auf Ullanor, auf Mord, auf Dreiundsechzig-Neunzehn - eine Welt, die von den verblendeten Bewohnern in ihrer Unwissenheit Terra genannt worden war - und in tausend anderen Schlachten, die sie noch nicht in ihre Gedächtnisimplantate eingespeichert hatte.

Der Gedanke, so weit von dem riesigen Familienbesitz in Kairos entfernt zu sein und bald die Rächender Geist zu betreten, um lebendige Geschichte aufzuzeichnen, raubte ihr den Atem. Und doch war sie hier, um viel mehr zu tun - ganz tief in ihrer Seele wusste sie, dass Horus Geschichte war.

Sie fuhr sich durch das lange, mitternachtsschwarze Haar, frisiert nach der neusten Mode am terranischen Hof - nicht, dass dies irgendjemand so weit draußen im All wissen würde -, und strich mit den Fingernägeln über ihre glatte, makellose Haut. Ein Leben im Wohlstand hatte vornehme Züge in ihre olivfarbene Haut gemeißelt, und der stolze Schwung ihrer Kinnlinie wies den einen geradezu modischen Anflug von Unnahbarkeit auf.

Hochgewachsen und umwerfend, saß sie an ihrem Sekretär aus Ahornholz, einem Familienerbstück, das, wie ihr Vater stolz prahlte, ein Geschenk des Imperators für seine Ur-Ur-Großmutter nach der großen Vereidigung im Ural gewesen war. Mit einem Mnemo-Federhalter tippte sie auf ihre Datentafel, dessen reaktive Feder als Reaktion auf ihre Erregung zuckte. Wahllose, zufällige Wörter krochen über die sanft leuchtende Oberfläche, während die organischen Hirnstammkristalle die Oberflächengedanken ihrer vorderen Hirnlappen aufschnappten.

Kreuzzug ... Held ... Retter ... Zerstörer.

Sie lächelte und löschte die Worte durch einen Wischer mit dem elegant manikürten Nagel, dessen Rand bis auf die Fraktalebene geglättet war, dann schrieb sie mit ausgeprägten, zusammenhängenden Federschwüngen.

Mit großem Herzen und einem feierlichen Gefühl der Ehre schreibe ich, Petronella Vivar, Palatina Majoria des Hauses Carpinus, diese Worte nieder. Ein langes Jahr bin ich von Terra gereist, habe viele Mühen und Unbilden ertragen .

Petronella runzelte die Stirn und löschte die eben geschriebenen Worte rasch wieder, verärgert darüber, dass sie die unnatürliche Affektiertheit kopierte, die sie in den von der Speerspitze des Großen Kreuzzugs heimgeschickten Schriften der Memoratoren so erzürnt hatten.

Vor allem Sindermanns Texte irritierten sie, obwohl sie in letzter Zeit seltener geworden waren. Dion Phraster produzierte einige passable Sinfonien - nichts, was sich in den terranischen Ballsälen länger als ein oder zwei Tage einer gewissen Gunst erfreuen würde -, aber durchaus angenehm. Und die Landschaften von Keland Roget waren gewiss lebendig, besaßen aber einen plakativen Pinselstrich, den sie unangemessen fand.

Ignace Karkasy hatte einige passable Gedichte geschrieben, aber sie zeichneten ein Bild vom Kreuzzug, das sie für ein so staunenswertes Unternehmen als zu wenig schmeichelhaft empfand (vor allem Blut Durch Missverständnis), und sie fragte sich oft, warum der Kriegsmeister ihm gestattete, solche Worte niederzuschreiben. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass ihm vielleicht die unterschwellige Bedeutung dieser Gedichte entging, und dann lachte sie über die Vorstellung, dass jemandem wie Horus etwas entgehen könne.

Sie lehnte sich zurück und tauchte die Feder in das Lethe-Fass, als plötzlich ein jäher, heimtückischer Zweifel an ihr nagte. Sie war so kritisch den anderen Memoratoren gegenüber, obwohl sie ihre eigenen Fähigkeiten erst noch unter Beweis stellen musste.

War sie wirklich besser? Konnte sie mit dem größten Helden des Zeitalters zusammentreffen - manche nannten ihn einen Gott, obwohl das dieser Tage eine lächerliche und unmoderne Vorstellung war - und erreichen, was ihnen ihrer Ansicht nach nicht gelungen war? Wofür hielt sie sich - zu glauben, ihre bescheidenen Fähigkeiten könnten den gewaltigen Geschichten gerecht werden, die der Kriegsmeister auf dem Amboss der Schlacht schmiedete?

Dann erinnerte sie sich ihrer Abstammung und straffte sich. War sie nicht ein Spross des Hauses Carpinus, des besten und einflussreichsten aller Adelshäuser der terranischen Aristokratie? Hatte Haus Carpinus nicht auch schon den Aufstieg des Imperators und seine Vorherrschaft in den Vereinigungskriegen aufgezeichnet und zugesehen, wie sich das Imperium von einem Planeten umspannenden Reich zu einem Gebilde entwickelte, das mittlerweile von einer Seite der Galaxis zur anderen reichte, um die verlorene Domäne der Menschheit wiederzuerrichten?

Als suche sie weiteren Zuspruch, öffnete Petronella eine flache Skizzenmappe. Der Ledereinband trug ein Monogramm. Oben auf dem Stapel Papiere lag ein Bild von einem blonden Astartes in polierter Rüstung, der vor einer Gruppe Kameraden kniete. Einer von ihnen reichte ihm eine lange Pergamentrolle.

Prolog. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

Ich war da an dem Tag, als Horus fiel..."Die Torheit der Menschen besteht darin zu glauben, dass sie große Schauspieler auf der Bühne der Geschichte sind und ihre Handlungen Einfluss auf den großen Fluss der Zeit haben. Ein mächtiger Mann mag sich an die wärmende Vorstellung klammern, er könne ruhig schlafen, weil sich ohne ihn die Welt nicht drehen, die Berge einstürzen und die Meere austrocknen würden. Aber wenn uns die Geschichte überhaupt etwas gelehrt hat, dann doch, dass letzten Endes alles vergänglich ist. Unzählige Zivilisationen vor uns sind nur noch Staub und Knochen und die größten Helden ihrer Zeit nur noch vergessene Legenden. Niemand lebt ewig, und wie die Erinnerung, so verblasst auch das Andenken an sie. Dies ist eine universelle Wahrheit und ein unabdingbares Gesetz, das trotz der Proteste der Eitlen, der Arroganten und Tyrannischen nicht bestritten werden kann. Horus war die Ausnahme."- Kyril Sindermann, Vorrede an die Memoratoren"Tausend Klischees wären nötig, um den Kriegsmeister zu beschreiben, und jedes wäre wahrer als das vorherige."- Petronella Vivar, Palatina Majoria von Haus Carpinus "Alles verkommt in den Händen von Menschen."- Ignace Karkasy, Meditationen über den elegischen HeldenEinsSprössling Terras KolossRebellenmondMAGNUS DER ZYKLOP, Rogal Dorn, Leman Russ: Namen, in denen Geschichte mitschwang, Namen, die Geschichte schrieben. Ihr Blick folgte der Liste weiter aufwärts: Corax. Konrad Curze, genannt Night Haunter. Angron ... und immer so weiter durch ein Vermächtnis aus Heldentum und Eroberung, von Welten, die im Namen des Imperators in das beständig expandierende Imperium der Menschheit eingegliedert worden waren.Allein der Klang der Namen in ihrem Kopf verursachte ihr ein Kribbeln.Aber größer als alle anderen war der Name ganz oben auf der Liste.Horus: der Kriegsmeister.Lupercal nannten ihn seine Soldaten - ein Kosename für ihren geliebten Kommandanten. Ein Name, im Feuer der Schlacht erworben: auf Ullanor, auf Mord, auf Dreiundsechzig-Neunzehn - eine Welt, die von den verblendeten Bewohnern in ihrer Unwissenheit Terra genannt worden war - und in tausend anderen Schlachten, die sie noch nicht in ihre Gedächtnisimplantate eingespeichert hatte.Der Gedanke, so weit von dem riesigen Familienbesitz in Kairos entfernt zu sein und bald die Rächender Geist zu betreten, um lebendige Geschichte aufzuzeichnen, raubte ihr den Atem. Und doch war sie hier, um viel mehr zu tun - ganz tief in ihrer Seele wusste sie, dass Horus Geschichte war.Sie fuhr sich durch das lange, mitternachtsschwarze Haar, frisiert nach der neusten Mode am terranischen Hof - nicht, dass dies irgendjemand so weit draußen im All wissen würde -, und strich mit den Fingernägeln über ihre glatte, makellose Haut. Ein Leben im Wohlstand hatte vornehme Züge in ihre olivfarbene Haut gemeißelt, und der stolze Schwung ihrer Kinnlinie wies den einen geradezu modischen Anflug von Unnahbarkeit auf.Hochgewachsen und umwerfend, saß sie an ihrem Sekretär aus Ahornholz, einem Familienerbstück, das, wie ihr Vater stolz prahlte, ein Geschenk des Imperators für seine Ur-Ur-Großmutter nach der großen Vereidigung im Ural gewesen war. Mit einem Mnemo-Federhalter tippte sie auf ihre Datentafel, dessen reaktive Feder als Reaktion auf ihre Erregung zuckte. Wahllose, zufällige Wörter krochen über die sanft leuchtende Oberfläche, während die organischen Hirnstammkristalle die Oberflächengedanken ihrer vorderen Hirnlappen aufschnappten.Kreuzzug ... Held ... Retter ... Zerstörer.Sie lächelte und löschte die Worte durch einen Wischer mit dem elegant manikürten Nagel, dessen Rand bis auf die Fraktalebene geglättet war, dann schrieb sie mit ausgeprägten, zusammenhängenden Federschwüngen.Mit großem Herzen und einem feierlichen Gefühl der Ehre schreibe ich, Petronella Vivar, Palatina Majoria des Hauses Carpinus, diese Worte nieder. Ein langes Jahr bin ich von Terra gereist, habe viele Mühen und Unbilden ertragen .Petronella runzelte die Stirn und löschte die eben geschriebenen Worte rasch wieder, verärgert darüber, dass sie die unnatürliche Affektiertheit kopierte, die sie in den von der Speerspitze des Großen Kreuzzugs heimgeschickten Schriften der Memoratoren so erzürnt hatten.Vor allem Sindermanns Texte irritierten sie, obwohl sie in letzter Zeit seltener geworden waren. Dion Phraster produzierte einige passable Sinfonien - nichts, was sich in den terranischen Ballsälen länger als ein oder zwei Tage einer gewissen Gunst erfreuen würde -, aber durchaus angenehm. Und die Landschaften von Keland Roget waren gewiss lebendig, besaßen aber einen plakativen Pinselstrich, den sie unangemessen fand.Ignace Karkasy hatte einige passable Gedichte geschrieben, aber sie zeichneten ein Bild vom Kreuzzug, das sie für ein so staunenswertes Unternehmen als zu wenig schmeichelhaft empfand (vor allem Blut Durch Missverständnis), und sie fragte sich oft, warum der Kriegsmeister ihm gestattete, solche Worte niederzuschreiben. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass ihm vielleicht die unterschwellige Bedeutung dieser Gedichte entging, und dann lachte sie über die Vorstellung, dass jemandem wie Horus etwas entgehen könne.Sie lehnte sich zurück und tauchte die Feder in das Lethe-Fass, als plötzlich ein jäher, heimtückischer Zweifel an ihr nagte. Sie war so kritisch den anderen Memoratoren gegenüber, obwohl sie ihre eigenen Fähigkeiten erst noch unter Beweis stellen musste.War sie wirklich besser? Konnte sie mit dem größten Helden des Zeitalters zusammentreffen - manche nannten ihn einen Gott, obwohl das dieser Tage eine lächerliche und unmoderne Vorstellung war - und erreichen, was ihnen ihrer Ansicht nach nicht gelungen war? Wofür hielt sie sich - zu glauben, ihre bescheidenen Fähigkeiten könnten den gewaltigen Geschichten gerecht werden, die der Kriegsmeister auf dem Amboss der Schlacht schmiedete?Dann erinnerte sie sich ihrer Abstammung und straffte sich. War sie nicht ein Spross des Hauses Carpinus, des besten und einfluss