Ein Mann eine Frau

Ein Mann eine Frau
Authors
Olmi, Véronique
Publisher
Verlag Antje Kunstmann GmbH
Tags
roman
ISBN
9783956141942
Date
2017-01-25T00:00:00+00:00
Size
0.10 MB
Lang
de
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Er hat sie früher schon begehrt, und sie hat es wahrgenommen. Deshalb hat sie sich mit ihm verabredet, obwohl sie sich kaum kennen. Nun sitzen sie sich im verregneten Jardin du Luxembourg gegenüber. Er bemerkt ihre Blässe, ihre Magerkeit, fragt aber nicht nach. Ohne viele Worte gehen sie in ein nahes Hotel. Sie und er: beide nicht mehr jung, nicht perfekt, ein wenig misstrauisch. Sie will die Schatten der letzten Monate beiseite schieben. Er wartet ab, wie weit sie gehen wird. Ihre Nacktheit macht sie einander gleich. Erst unsicher, dann immer begieriger, immer überraschter loten sie ihre Grenzen aus. Und fast ungewollt entsteht, nur für diesen Moment, eine Intimität, eine Unmittelbarkeit und Nähe, die Begehren und Begehrtwerden in eine neue Lebendigkeit verwandelt.

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Schon Marlon Brando selig wollte in dem leeren Pariser Appartment, in dem er mit Maria Schneider den letzten Tango aufs Parkett legte, alles, nur keine Namen. Kein Kennenlernritual, weder Lebensläufe noch irgendeinen lästigen Datenaustausch. Sex stand auf der Agenda, roh, ohne Konventionen, die Zärtlichkeit, Vertrautheit und Vorspiel verordnen. Vorbei, die Zeit der Sittsamkeit. Vielleicht stand der namenlosen Mittvierzigerin ebenjener Filmklassiker vor Augen, als sie sich im Jardin du Luxembourg entschließt, mit dem ebenso namenlosen Fastfremden ins Hotel zu gehen. Seit einem halben Jahr niemanden mehr im Bett gehabt, der eigene Ehemann gemütskrank. Erotische Endzeitstimmung!

Was tun, wenn es einen einzigen Nachmittag lang nur um Sex geht? Sich pornografisch austoben? Selbstredend verbietet sich dies bei einer feinnervigen Autorin wie Madame Olmi. Andeutungen, ja! Es darf auch schon mal feuchter und durchbluteter werden, aber Literatur solls, bitteschön, bleiben. Also wird doch wieder geredet. Wenn schon nicht mit dem klobigen, schweigsamen Bekannten aus früheren Tagen, der mit behaarter Breitbrust seiner Tätigkeit über ihr ruhig und gemessen nachgeht, dann eben mit sich selbst. Nach schamhaftem Beginn -- das Alter ist an beiden nicht spurlos vorübergegangen -- gewinnt die Frau langsam ihre Sicherheit zurück. Und wie! Eine Suada heftigster Innigkeitssprache beginnt aus ihr zu strömen.

Penis oder Schwanz? Die Unsicherheit in der Benennung verrät das Dilemma der Autorin. Sex als Befreiungsschlag vor Toresschluss, ein letztes, heißes Toben in einer ernüchternd frostigen Welt. Das eigentliche Thema. Aber die gebildete und kultivierte Véronique Olmi bewahrt Haltung. Lässt sich lediglich literarisch hinfortreißen vom Überschäumen allerfeinster Empfindungen, einem Zucken der Wimpern, Grübchen und Härchen. Je nach Erregungsgrad regnen ihre Satzkaskaden ohne Punkt und Komma die Seiten nur so herab. Was entsteht, ist erotische Literatur. Und die ist spätestens, seit man zwischen Buchdeckeln höchstens lustvoll aufseufzen durfte, bevor sich der Gazeschleier des Himmelbettes über die Liebenden senkte, megaout. Heute besetzen junge Frauen vom Schlage einer Helen Walsh und ihrer *Millie* das Feld. Offen, derb, unverbrämt deutlich. Vielleicht der wahrhaftigere Weg. Immerhin scheint der Sex mit dem Fremden gut gewesen zu sein. Mehr konnte man von den Beteiligten leider nicht erfahren. *--Ravi Unger*

### Pressestimmen

„Véronique Olmi balanciert geschickt auf dem schmalen Grat zwischen Erotik und Pornografie.“ (*Deutschlandfunk*)