Mrs Goldings letzte Reise

Mrs Goldings letzte Reise
Authors
Holmes, Ada K.
Publisher
Staub & Papier
Tags
roman-krimi-historisch
Date
2023-06-22T07:00:00+00:00
Size
0.33 MB
Lang
de
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Langsam ging er in die Knie, suchte einen Puls, fand jedoch wie zu erwarten nichts.

Binnie beugte sich über ihn und den Leichnam. »Willst du mich denn gar nicht fragen, ob ich das war, Darling?«

Die 1930er Von seiner Schwester zu einem Ägyptenurlaub gedrängt, kann sich Penhaligon vor Langeweile bald kaum mehr retten und sucht Ablenkung da, wo man sie am Besten In den Armen einer Frau. Doch als eine mysteriöse Halskette ins Spiel kommt und deren Besitzerin plötzlich ermordet wird, beginnt selbst für einen von Langeweile geplagten Detektiv wie Penhaligon die Zeit wie im Fluge zu vergehen.

Offenbar hatte Virginia Golding es sich zum Ziel gesetzt, unbedingt beraubt zu werden. Vielleicht erschien ihr die Vorstellung ja wildromantisch, auf einem Dampfer mitten auf dem Nil um ihre Halskette gebracht zu werden, denn anders konnte es sich Penhaligon nicht erklären, dass sie das gute Stück nicht nur am Vorabend zum Dinner getragen hatte, sondern es nun auch zum Frühstück an ihrem faltigen Hals prangte. Der an diesem Morgen aus einem besonders scheußlich aussehendem, grünen Seidenungetüm ragte, das ihn mehr noch blendete, als die doppelreihige Halskette aus Gold, in der sich das Licht der Sonne verfing.

Farbenfroh, war das Schmuckstück, das musste Penhaligon neidlos zugeben. Aus Gold, Lapislazuli, Türkis und Karneol gefertigt, und an der Spitze des Amuletts befand sich ein goldener Schlangenkopf. Die namensstiftende Kobra, nahm Penhaligon an. Der Verschluss der Kette war in Form eines Herkulesknotens gestaltet, der auf der Vorderseite mit schlangenartigen Schuppen strukturiert war. Sein Interesse am Kettenverschluss war selbstverständlich rein beruflicher Natur. Solide sah er aus, der Verschluss, und er konnte es sich nicht verkneifen, eine launische Bemerkung diesbezüglich von sich zu geben, als Mrs Golding erneut proklamierte, Marcus Antonius selbst hätte die Kette für Cleopatra anfertigen lassen, während ihre Nichte nur zustimmend nickte.

»Zweitausend Jahre und doch noch immer so gut erhalten«, sagte Penhaligon und legte sich die Serviette über den Schoss.

»Seit Jahrhunderten befindet sich die Kobra des Nils im Besitz meiner Familie«,entgegnete Mrs Golding scharf, und in ihren sonst so fröhlichen Augen glitzerte Angriffslust. »Mit so einem Stück geht man natürlich pfleglich um, Mr Penhaligon. Es atmet immerhin Geschichte.«

»Und das muss es bereits beim Frühstück tun?«

»Solange wir uns auf dem Nil befinden? Ja!«

Huldvoll neigte Penhaligon den Kopf. »Ich verstehe. Erlauben Sie mir dennoch, darauf hinzuweisen, dass ich es für äußerst riskant halte, eine scheinbar so kostbare Kette den ganzen Tag offen zu tragen und einjedem zu erklären, wie wertvoll sie eigentlich ist.«

Mrs Goldings Rechte fuhr unverzüglich an ihren Hals. »Raub?«

»Wen verdächtigen Sie einer solchen Absicht, mein Bester?« Edward Mitchell, der an Mrs Goldings Seite saß, betupfte sich amüsiert den Mund mit seiner Serviette, obgleich er seiner Stirn einen größeren Gefallen damit getan hätte. Zwar war der Mann tadellos gekleidet, auf die ägyptische Sonne jedoch hatte ihn niemand vorbereitet. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass einer der einheimischen Angestellten an Bord zu derlei Tat fähig wäre?«

Träge wandte Penhaligon ihm seine Aufmerksamkeit zu. »Nicht doch. Es scheint mir ausgeschlossen, dass gerade diese Interesse an Mrs Goldings Kobra hegen sollte.