[Ronco 305] • Stunde der Entscheidung

[Ronco 305] • Stunde der Entscheidung
Authors
Elliot, Jim
Publisher
Pabel/Möwig Verlag
Tags
heft-ronco
Date
0101-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.18 MB
Lang
de
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25. Juli 1881

Aufregende Tage liegen hinter mir. Ich scheine die Veranlagung zu haben, Gefahren anzuziehen wie ein Magnet das Eisen. Doch bisher habe ich mich immer behaupten können, wenn ich mich auch nach Ruhe sehne. Aber gerade das scheint mir nicht vergönnt zu sein.

Ich reite wieder ostwärts auf den Golf von Mexiko zu. Lobo wartet auf mich in Tampico. Dort hoffe ich, die Spur des Entführers meines Sohnes Jellico wiederzufinden. Ich hoffe, das Glück steht mir diesmal zur Seite nach den vielen Rückschlägen und Irrfahrten der letzten Wochen.

Die Sorge um Jellico zermürbt mich. Ich weiß natürlich, daß seine Entführer ihn nicht quälen oder schlecht behandeln dürfen, weil sie ihn lebend und gesund brauchen. Aber diese Gewißheit ist kein Trost für mich. Er ist mein Sohn und gehört zu seinem Vater. Er darf kein Werkzeug für gewissenlose, geldgierige Halunken sein, die in ihm nicht das kleine, unschuldige Kind sehen, sondern nur den Erben des Hilton-Vermögens.

In den letzten Tagen habe ich miterlebt, wieviel Bitterkeit und welche Widerwärtigkeiten die Menschen von anderen Menschen hinnehmen müssen. Das erleichtert mir nicht mein Schicksal. Ich messe nur daran, wie ich selbst mit meinem Los zurechtkomme. Ich habe gesehen, wieviel der Mensch ertragen kann, ohne zu zerbrechen. Das ermuntert und bestärkt mich in meinem Durchhaltevermögen. Ich bin nicht der einzige, der durch die Hölle gehen muß.

Ich muß Jellico wiederfinden und mit ihm zusammen neu anfangen, etwas aufbauen, meinem Leben einen Sinn und festen Inhalt geben. Ob dieser Wunsch jemals in Erfüllung geht?

Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich nach jahrelangem Umherstreunen, nach der Jagd auf Abenteuer, mein Leben gestalten und etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun wollte. Ich war gerade neunzehn Jahre alt geworden und hatte alles erlebt, was man braucht, um erwachsen zu werden. Ich hatte mir geschworen, mich nicht mehr mit der Armee einzulassen. Trotzdem wurde ich wieder Scout für die Armee und ritt in die Indianergebiete, weil andere mich überzeugt hatten, daß ich damit den Indianern helfen könne. Es sollte ein folgenschwerer Entschluß sein. Aber das wußte ich damals noch nicht, in jenem Herbst des Jahres 1865 in Texas …