Snowfall · Das Wispern des Spiegels

Prolog

Es war einmal ein Magier, der in einem kleinen Dorf lebte. Aufgrund seiner Ungeschicklichkeit und den mickrigen magischen Fähigkeiten machten sich die anderen Bewohner ständig über ihn lustig.

Sein kaum ertragreiches Land ließ ihn am Hungertuch nagen. Einige Stürme hatten sein Haus stark beschädigt. Das Dach war morsch und löchrig und bei jedem Regenschauer tropfte Wasser in sein Heim, das er in rostigen Töpfen auffing.

Die Verbitterung des Magiers wuchs mit jedem Sonnenaufgang. Er war neidisch auf seine Nachbarn, deren Felder vom Glück gesegnet waren und satte Ernten hervorbrachten.

Jedes höhnische und spöttische Wort, jedes Tuscheln hinter vorgehaltenen Händen und jedes Lachen trafen ihn tief. So tief, dass er sich auf dunkle Mächte einließ.

Mit Aussicht auf die Seele des Zauberers erschufen ebenjene Mächte aus dem schwachen Rest seiner Magie einen Spiegel, der den Bewohnern das Lachen vergehen lassen sollte.

Ricus wurde er genannt. In seinem Rahmen waren fremde Runen eingebrannt und die Aufgabe des Spiegel war es, all das Gute derjenigen in sich aufzusaugen, die sich in ihm betrachteten, um damit dem Bösen und dem Magier mehr Macht zu verleihen.

Die Dorfbewohner hörten von dem mächtigen Artefakt und bekamen es mit der Angst zu tun. Selbst zu zwei verfeindeten Königinnen aus fernen Landen drang die Geschichte des Spiegels und ihr Interesse war geweckt. Eine brachte Schnee und Eis in das Dorf. Sie umwarb den Magier mit dem Versprechen einer Krone und noch mehr Macht. Niemand würde ihn jemals wieder auslachen, dafür würde die eiskalte Herrscherin sorgen.

Die andere hatte das Ziel, Ricus zu stehlen, doch sie kam zu spät. Gott hörte das Flehen seiner Anhänger und schickte seine mutigsten Engel, um Ricus von der Welt verschwinden zu lassen. Doch dieser wehrte sich, indem er das Gute der Engel inhalierte, bis diese so kraftlos waren, dass sich der Spiegel befreien konnte.

Ungebremst prallte er auf der Erde auf und zerbarst in unzählige Teile, die sich in sämtlichen Landen verteilten. Der Magier wusste, was ihn nun erwartete. Die bösen Mächte erschienen und zogen ihn mit sich in ihren dunklen Nebel.

Seither wurde er nie wieder gesehen, genauso wie die Spiegelsplitter, die in Vergessenheit gerieten.

Doch noch immer gibt es die Legenden, die besagen, dass Ricus dort draußen ist und auf seine Zusammensetzung wartet, um ein dunkles Zeitalter einzuläuten.