Hundeherz

Hundeherz
Authors
Bulgakow, Michail
Publisher
DTV - Deutscher Taschenbuch Verlag
Tags
satiren
ISBN
9783423123433
Date
1996-12-31T23:00:00+00:00
Size
0.20 MB
Lang
de
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Moskau, Anfang der 1920er Jahre. Fanatische Revolutionswächter und Profitgeier bilden die beiden Pole jener Skala, in der die Bevölkerung einzuordnen ist. In diesem Milieu spielt Bulgakows Erzählung "Das Hundeherz". Professor Preobrashenskij und sein Assistent Bormental gehören zu denen, die sich alles leisten können, von der Siebenzimmer-Wohnung bis hin zu Stör, Kaviar und altem Kognak, denn der Professor ist ein berühmter Spezialist für operative Verjüngung und Libido-Steigerung. Seine Klientel besteht vor allem aus Neureichen und hohen Parteifunktionären; letzteres ist mehr als einmal hilfreich, wenn ihm das Wohnungskommittee im selben Haus Untermieter einquartieren will. So weit, so bequem -- wäre da nicht Preobrashenskijs wissenschaftlicher Ehrgeiz, der ihn eines Tages einen Straßenköter namens Moppel (im Original: Scharik) auflesen lässt. Bald darauf wagt er eine unerhörte Operation: Er transplantiert dem Hund menschliche Samen- und Hirnanhangdrüsen. Wider Erwarten überlebt Moppel und entwickelt in kurzer Zeit ein menschenähnliches Äußeres. Was allerdings seine Manieren angeht, so hat Preobrashenskij übersehen, dass die transplantierten Drüsen von einem notorischen Säufer und Gelegenheitsbverbrecher stammten. Das Unglück nimmt seinen Lauf; der "neue Mensch" entpuppt sich als Prolet übelster Sorte, säuft, stiehlt, belästigt Frauen, demoliert nebenbei auch die Wohnungseinrichtung. Als der frischgebackene Poligraf Poligrafowitsch Moppel schließlich Preobrashenskij denunziert, ist das Maß voll -- der Professor und Bormental schreiten zur Tat. Eine ätzende Satire, mit vielen versteckten Anspielungen auf die 1920er Jahre in Moskau. Schon im ersten Kapitel, in dem Moppel noch als Straßenköter auftritt und aus seiner Perspektive berichtet, lernt man eine andere Wirklichkeit der "kleinen Leute" kennen, als die von der Propaganda verbreitete. Armut, Elend, Hunger. Aber auch die Revolutionäre mit ihrem Protagonisten Schwonder an der Spitze bekommen ihr Fett ab, werfen fanatisch, ungebildet und anmaßend dargestellt, und Preobrashenskij als Vertreter der Neureichen ist ebenfalls eher ein Zyniker als ein Menschenfreund. Und dann seine Patienten, von denen jeder auf seine Weise korrupt und eitel ist und für herrlich komische Szenen sorgt... Vielleicht löst das "Hundeherz" deswegen beim ein oder anderen Leser zwiespältige Gefühle aus, weil es keinen positiven Helden gibt. Bulgakows bittere Satire ist jedoch eine brillant geschriebene Parabel auf die sowjetische Gesellschaft und ihren "neuen Menschen"; eine Groteske, die den Gedanken, alles sei machbar, konsequent bis zum bösen Ende denkt.